#Ein Krieg zwischen Kriminellen#

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Alejandro Díaz ist seit drei Jahren Botschafter Mexikos in Österreich. Er sieht die soziale Lage in Mexiko, den freien Waffenzugang in den USA und die Geldwäsche als Angelpunkte einer möglichen Lösung des Drogenkrieges.

Die Furche: In mexikanischen Medien ist von kriegsähnlichen Zuständen in manchen Regionen Mexikos die Rede. Haben Drogenkartelle einzelne Städte übernommen?

Alejandro Díaz: Das Bild, das die mexikanischen Medien wiedergeben, ist stark überzeichnet. Unsere Journale lieben es, zu übertreiben. Es gibt in Mexiko nicht nur Gewalt und Mord. Die Vorfälle beschränken sich auf einzelne Regionen.

Die Furche: Gerade Ciudad Juárez, eine Grenzstadt, die ohnehin als Stadt der Frauenmorde bekannt war, ist täglich von Attentaten betroffen.

Díaz: Sie müssen da aber zunächst das generelle Bild sehen. Von den 2400 Gemeinden in Mexiko sind genau 165 von den Bandenkriegen betroffen. Das ist nicht Mexiko. Unsere Kriminalitätsrate liegt gesamt gesehen weit unter jener Kolumbiens. Natürlich gibt es gerade an der Grenze zu den USA ein Sicherheitsproblem. Dort laufen die großen Drogenhandelsrouten in die USA. Aber der Krieg findet nicht zwischen der Mafia und der Bevölkerung statt, sondern zwischen den Kriminellen.

Die Furche: Die Regierung führt seit 2006 offiziell einen Krieg gegen die Drogenkartelle. Dabei geht es aber auch um die Bekämpfung von Korruption in den eigenen Reihen, etwa bei der Polizei. Viele Beamte haben mit den Drogenhändlern kollaboriert.

Díaz: Das ist richtig. Deshalb hat die Regierung derzeit ein Gesetz in Vorbereitung, das einen Teil des Polizeiapparates, die Gemeindepolizei, abschafft beziehungsweise ersetzt. Gerade auf dieser untersten Ebene haben sich die meisten Korruptionsfälle ereignet. Diese Leute waren schlecht bezahlt und schlecht ausgebildet und schlecht bewaffnet # und deshalb anfällig für Korruption. Jetzt sollen sie nach dem Wunsch der Regierung von der Polizei der einzelnen Bundesstaaten ersetzt werden. Wir geben auch sehr viel Geld für eine bessere Ausbildung der Polizisten aus.

Die Furche: Experten werfen der Regierung der USA vor, sie sei an den Ereignissen in Mexiko mit schuld.

Díaz: Tatsache ist, dass die Angehörigen der Drogenmafia ihre Waffen in den USA kaufen und in den USA auch viel Drogengeld gewaschen wird, das wieder zurück nach Mexiko fließt. Das sind auch Hauptprobleme des ganzen Konfliktes.

Die Furche: Kann man den Handel durch schärfere Grenzkontrollen nicht unterbinden?

Díaz: Wir tun unser Möglichstes, aber sehen Sie sich die Situation an. Allein in Tijuana überqueren täglich eine Million Menschen die Grenze in beide Richtungen. Alle Wagen, Lastwagen und Personen zu kontrollieren, ist unmöglich. (tan)

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