Ein Künstler und ein Missionar für Tirol

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Die junge Diözese Innsbruck wird von Rom seit Langem auf die Folter gespannt, wenn es um die Besetzung ihrer Spitze geht. Seit dem Rücktritt des populären Reinhold Stecher 1998 ist kein Tiroler mehr ins Bischofshaus eingezogen, auch wenn mit Alois Kothgasser, der später nach Salzburg ging, und Manfred Scheuer, der Anfang 2016 nach Linz transferiert wurde, moderate Hirten, die mit den Tirolern "konnten", die Diözese leiteten. Diesmal ist es wieder so - nicht Jakob Bürgler, der als Favorit gehandelte Diözesanadministrator, kommt zum Zug, sondern Hermann Glettler, Bischofsvikar in Graz. Mehr als eineinhalb Jahre - und, wie hinter vorgehaltener Hand gemutmaßt wird, nach Abwehr etlicher Intrigen - dauerte es, bis die päpstliche Entscheidung feststand. Auch für den Ernannten gilt Ähnliches, war Glettler doch schon vor zwei Jahren als "sicherer" Nachfolger Egon Kapellaris in Graz gehandelt worden, und doch wurde ihm der zwei Jahre ältere Wilhelm Krautwaschl vorgezogen. Hermann Glettler wurde 1965 in Übelbach nordwestlich von Graz geboren. Bei seiner Maturareise 1983 lernte er in Frankreich die Gemeinschaft Emmanuel kennen, der er sich 1987 anschloss. Er studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München und wurde 1991 zum Priester geweiht. Bekannt wurde Glettler in seiner Zeit als Pfarrer von St. Andrä im kulturell und religiös vielfältigen Bezirk Gries in Graz, wo er zwischen 1999 und 2016 tätig war. Er nahm dort bald die Migranten, Flüchtlinge und sozial Benachteiligten in den Blick. Einen Startschuss bildete die Taufe afrikanischer Familien im Jahr 2000. Die Pfarrgemeinde wurde Heimat der African Catholic Community in Graz, später fand sich dort auch eine spanischsprachige Gemeinschaft ein. Neben seinem interkulturellen Engagement setzte sich Glettler stets für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst ein - auch direkt in der Pfarrkirche St. Andrä. So ließ er das aus der Barockzeit stammende Gotteshaus von zahlreichen Künstlern umfassend -von der unkonventionellen Fassadenbemalung bis zu den Glasfenstern - umgestalten. Mit konzeptuellen Bildgestaltungen ist er auch selbst künstlerisch tätig. 2016 ernannte ihn Bischof Krautwaschl zum Bischofsvikar für Evangelisierung und Caritas. Seit damals leitet er auch die Pfarre Graz-Christus der Salvator. Die vielen Interessen und Talente, die Glettler bislang in der Steiermark gezeigt hat, werden ihm auch in Tirol hoffentlich zugute kommen.

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