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Ein leuchtendes Vorbild

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Eine Kirche, die unbeweglich auf ihren traditionellen Strukturen beharrte und in der — um einen Gedanken Pater Congars aufzugreifen — der dogmatischen Katholizität keine wirksame Universalität in den Organismen, die den „Dienst“ an der Menschheit leiten, entspräche, eine Kirche, in der sich jemand von der gemeinsamen Verantwortung ausgeschlossen oder außerstand gesetzt fühlen könnte, das geistliche Erbgut der ganzen kirchlichen Gemeinschaft durch die Werte seines Kulturkreises zu bereichern, zusammenfassend gesagt, eine Kirche, die nicht selbst ein leuchtendes Vorbild der neutestamentlichen Brüderlichkeit und Liebe wäre — wie vermöchte sie die zweit® große Konzilsaufgabe angehen und vorantreiben, die darin besteht, das. Licht Christi kräftiger über die Welt erstrahlen zu lassen?

Außer „De Ecclesia“ sind noch fünf weitere Entwürfe vorbereitet: über die pastoralen Pflichten der Bischöfe, den Ökumenismus, die göttliche Offenbarung, das Laienapostolat und endlich jener lange Zeit „Schema 17“ genannte Entwurf über die Kirche und die moderne Welt. Einige von ihnen sind schon mehr oder weniger gründlich erörtert worden. Andere sind völlig neu. Obwohl sich voraussehen läßt, daß für die erste Gruppe (auch dank der Verbesserungen der Geschäfts-

Ordnung) weniger mühsame Debatten als bisher nötig sein werden, scheint es dennoch kaum möglich, dieses Programm in der dritten Sitzungsperiode zu bewältigen. Außerdem sind noch sechs andere

Entwürfe in einer Reihe wesentlicher „Propositionen“ reduziert worden, worüber die Konzilsväter auch ohne vorhergehende Debatte abstimmen könnten, indem sie nach parlamentarischem Muster nur die Grundsätze festlegen, nach denen die geplanten nachkonziliären Organismen formulieren sollen, wie die Kirche über die verschiedenen Probleme denkt.

Die Erwartungen der Menschheit

Gerade diese Regelung, die wegen der zu befürchtenden Riesendauer des Konzils nun von allen friedlich angenommen wurde, bestärkt zusätzlich die Überzeugung, daß es vor allem notwendig ist, das Pro- blÖfli ,der’KffllflgiaTität' in der Praxis zu lösen. Nur solchen Organismen, die den gesamten Weltepiskopät vertreten, könnten tatsächlich so schwierige Aufgaben wie die wirksame Ausarbeitung der Konzilsbeschlüsse ohne Gefahr anvertraut werden.

Den Konzilsvätern bleibt beinahe völlig die andere Aufgabe anvertraut, Christus und der Welt eine Kirche mit runzellosem Gesicht und fleckenlosem Kleid vörzustellen — eine Kirche, würdig ihres göttlichen Gründers, fähig, den tiefsten Hoffnungen, Erwartungen und Nöten der heutigen Menschheit zu entsprechen. Der Geist Gottes, der den großen Plan des Konzils im Herzen

Papst Johannes’ XXIII. weckte und ihm einen würdigen Nachfolger gab, möge fortfahren, wenn auch unsichtbar, so doch wirklich in der heiligen Aula der Peterskirche zu schweben.

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