Ein offenes Fenster für den Fortschritt

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Der Kulturverein Napredak unterstützt die Ausbildungbosnischer Studenten.

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Der Kulturverein Napredak unterstützt die Ausbildungbosnischer Studenten.

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Napredak" - "Fortschritt" - nennt sich ein kroatisch-bosnischer Kulturverein, der seit 1995 eine Zweigstelle in Wien besitzt. Filip Zlousic, ihr Leiter, erläutert die Hauptaufgabe der bereits 1907 in Sarajewo gegründeten Vereinigung: "Unser Anliegen ist, begabte Schülern und Studenten aus Bosnien zu unterstützen": Es werden Stipendien an Studenten vergeben, die in ihrer Heimat Bosnien studieren. Zweitens werden bosnische Jugendliche, die in Wien studieren, unterstützt. Und drittens ermöglicht "Napredak" Kindern von kroatischen Familien, die in Österreich leben, den Besuch einer Universität.

Finanziert werden die Stipendien durch Spenden und Sponsoren, darunter auch die Österreichische Bischofskonferenz. Die Spenden aufzutreiben gestalte sich schwierig, meint Zlousic, aber trotzdem sei er glücklich, in Österreich oft genug ein offenes Ohr zu finden. "Ich kann nicht abschätzen, was mehr wert ist: Das Geld, das wir von den Österreichern bekommen oder die Tatsache, dass sie unsere Ideen befürworten und mit uns ein ,Gespann' bilden."

Und das Gespann aus engagierten Mitarbeitern des Kulturvereines und österreichischen Sponsoren hat heuer zum zweiten Mal einen vierwöchigen Sommerkurs für bosnische Jugendliche ermöglicht. 22 Mädchen und Burschen waren im August zu Besuch in Wien. Ein solch ein Kurs sei wichtig, erklärt Filip Zlousic: "In Bosnien ist der Krieg in den Köpfen der Menschen immer noch da. Deshalb brauchen die Jugendlichen ein Fenster, aus dem sie ein bisschen hinausfliegen können". Durch den Aufenthalt in Wien wurde dieses Fenster geöffnet. Intensiver Deutschunterricht, Vorträge und Ausflüge standen auf der Tagesordnung.

In Bosnien sei der Frieden nur relativ, klagt etwa der 21-jährige Deutschstudent Igor Banovi'c. Er möchte zusätzlich Informatik studieren. Der Grund: "Informatik ist die Tür zum Westen". Auch Dalibor Ili'c möchte seine Heimat verlassen. "Unser Land ist auf einem sehr niedrigen ökonomischen Standard", erklärt der angehende Medizinstudent. Und auch wer in Bosnien studiert, muss mit Schwierigkeiten rechnen. "An unserer Fakultät unterrichteten Professoren aus Kroatien. Als sie ein Jahr lang nicht bezahlt wurden, wollten sie nicht mehr kommen", erzählt Suzana Relota, die Deutsch und Kroatisch in Bosnien-Herzegowina studiert: "Mittlerweile hat sich aber schon vieles verbessert."

Dennoch merkt man, dass die Hoffnungen der Jugendlichen in ihr Land gering sind. Der Wunsch, in den Westen zu ziehen, ist groß. Und obwohl er nur für wenige der 22 Studenten in Erfüllung gehen wird, werden sie die Tage in Wien nicht so schnell vergessen: Der 24-jährigen Suzana Relota wird der Besuch in einer Diskothek in Erinnerung bleiben. "Die Menschen waren so gut gelaunt und haben getanzt. In meiner Stadt kann man sich - auch fünf Jahre nach Ende des Krieges - noch nicht gut amüsieren. In Wien habe ich eine Stimmung erlebt, die mir schon seit Jahren gefehlt hat", schwärmt die Deutsch- und Kroatischstudentin.

die furche unterstützt die Arbeit von Napredak: Dieser furche-Ausgabe liegt ein Zahlschein zur Hilfe für bosnische Studenten bei. Sie können auch direkt auf das Konto Nr. 41462852017, BLZ 40000, "KKV Napredak", Verwendungszweck: "Aktion ,Die Furche' und KKV Napredak" einzahlen. Weitere Informationen: Napredak, 1090 Wien, Canisiusgasse 16, Tel. & Fax: 01/3170256.

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