Ein Papst mit Wirkung

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Zwanzig Jahre, mehr als jeder andere Papst in diesem Jahrhundert, übt Johannes Paul II. nun schon das Petrusamt aus. Zahllose Kommentatoren in aller Welt haben den Jahrestag zum Anlaß für eine vorläufige Bilanz dieses Pontifikates genommen. Und die meisten waren sich einig: Karol Wojtyla hat schon jetzt einen bedeutenden Platz in der Geschichte sicher.

Das liegt nicht nur daran, weil dieser Pole 1978 als erster Nichtitaliener seit 1522 zum Papst gewählt wurde, nicht nur daran, daß er insgesamt unglaubliche 1,04 Millionen Reisesekilometer absolvierte, wobei ihn 84 Auslandsreisen in 117 Länder führten. Ja, es liegt wohl auch nicht daran, daß er ein völlig neues Verhältnis eines römischen Pontifex zu den Medien entwickelte: Erst dieser Tage überraschte er den italienischen TV-Moderator Bruno Vespa, als er plötzlich persönlich live in dessen Sendung anrief und für die Berichterstattung zu seinem 20jährigen Pontifikat dankte.

Johannes Paul II. ist vor allem deshalb eine historische Persönlichkeit, weil sicher nicht zufällig in seiner Amtszeit der Kommunismus in Osteuropa zusammenbrach und der Eiserne Vorhang fiel. Er imponiert, weil seine Vision eines Europa vom Atlantik bis zum Ural immer realistischer geworden ist, weil er im Osten und im Westen in gleicher Weise die Menschenrechte eingemahnt hat, weil er in Nord und Süd als Anwalt für soziale Gerechtigkeit aufgetreten ist, weil er wie noch kein anderer Papst die Aussöhnung mit dem Judentum und mit den großen Weltreligionen (Stichwort: Assisi-Treffen) gesucht und stets die großen Menschheitsfragen - nun auch in seiner 13. Enzyklika, "Fides et ratio" (Glaube und Vernunft) - angeschnitten hat.

Keine Frage ist, daß seine starr-konservative Haltung zu manchen innerkirchlichen Anliegen (etwa des Kirchenvolks-Begehrens) bei jenen Katholiken wenig Freude auslöst, die gewisse Veränderungen in ihrer Kirche für nötig halten und damit keine Glaubensprobleme haben. Es wirkt aber glaubwürdig, daß Johannes Paul II. seinen Kurs aus Überzeugung beibehält, nicht aus purer Sorge um Machterhaltung. Das muß man respektieren, auch wenn man dieser charismatischen Persönlichkeit manchmal mehr Mut zu Reformen wünschte.

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