Ein runder Tisch und andere Initiativen

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Auch in Österreich war das Verhältnis zwischen Evangelikalen und Katholiken lange eiskalt. Ein 1. allzu wörtlicher Zugang zur Bibel, die 2. vor allem als individualistische Frömmigkeit wahrgenommene Spiritualität sowie 3. die Hardcore-Missionstätigkeit haben gepaart mit der anti-institutionellen Verfasstheit evangelikaler Gemeinden die Zusammenarbeit schwer gemacht. Schwierig, aber nicht unmöglich, wie Johannes Fichtenbauer, 1995 von Kardinal Christoph Schönborn als katholischer Verbindungsmann zu den Freikirchen berufen, weiß.

Fichtenbauer, Ausbildungsleiter im Institut für den Ständigen Diakonat der Erzdiözese Wien, nennt obige drei Kriterien als durchaus charakteristisch fürs evangelikale Selbstverständnis, wenngleich er sie auch differenzierter formuliert: Er spricht von einem "bibelzentrierten Zugang“, einer "massiv persönlichen Christusfrömmigkeit“ und von "Evangelisierung“. Dazu betont er, dass die freikirchlichen Gruppierungen ein ausgeprägtes soziales Bewusstsein auszeichnet. Grundsätzlich sei die evangelikale Bewegung als Antwort auf den liberalen Protestantismus der Aufklärung entstanden, wobei als zweite Hauptströmung auch die Pfingstbewegung dazuzuzählen sei. Pfingstkirchen sind die weltweit am schnellsten wachsende Strömung des Christentums. Und es gibt ja auch in der katholischen Kirche evangelisierende wie charismatische Bewegungen, die viele Berührungspunkte mit den Freikirchen zeigen.

"Lebenskonferenz“ aller Pro-Life-Gruppen

Fichtenbauer ist hierzulande der katholische Vorreiter dieser Annäherung. Dass seit geraumer Zeit auch in der katholischen Kirche viel von "Mission“ und "Evangelisierung“ die Rede ist, zeige, wo die Elemente des Verständnisses zu wachsen beginnen. Die Annäherung sei aber für beide Seiten nicht leicht. Als man Mitte der 90er daran gegangen sei, mit der Initiative des "Runden Tisches“ ( www.versoehnung.net) ein Forum der Begegnung zwischen katholischen, evangelischen und freikirchlichen Christen zu etablieren, habe man sich auch ordentliche Konflikte geleistet, erzählt Fichtenbauer - keine 20 Jahre später seien daraus aber tragfähige Freundschaften erwachsen.

1997 war ein ökumenisches Nachtgebet im Stephansdom der erste Versuch, im Juni 2001 versammelte das "Fest für Jesus“ - schon unter starker evangelikaler Beteiligung - 8000 Teilnehmer auf dem Stephansplatz. Weitere Initiativen folgten - die letzte fand als "Gebet für Europa“ am 12. Mai in Wien statt, das von der katholischen Fokolar-Bewegung und dem Münchener "Christlichen Verein junger Männer“ ausging.

Für Johannes Fichtenbauer ist es nicht zuletzt eine gesellschaftspolitische Agenda, welche Freikirchen und Katholiken zusammenführen kann: Vor Kurzem sei die "Lebenskonferenz“ etabliert worden, bei der alle Pro-Life-Bewegungen Österreichs an einem Tisch sitzen. Gerade dieses Engagement, so der Katholik Fichtenbauer, sei eine gesellschaftliche Aufgabe für alle Christen im Land.

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