Michael Bünker, als österreichischer evangelischer Vertreter in Sibiu mit dabei, zieht eine erste Bilanz.
Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt verdient aus meiner Sicht eine differenzierte Bilanz:
Erfreulich war die Begegnung und der spirituelle Austausch der Kirchen Europas mit der Orthodoxie. Positiv ist auch, dass die Charta Oecumenica zunehmend umgesetzt wird. Bemerkenswert ist die Wahrnehmung der Kirchen mit ihrem Einsatz für Versöhnung durch die politisch Verantwortlichen. Der EU-Kommissionspräsident Barroso würdigte den Einsatz der Kirchen für ein Europa in "versöhnter Verschiedenheit".
Gemischt zu sehen sind die Signale der römisch-katholischen Kirche nach dem Dokument der Glaubenskongregation vom vergangenen Sommer. Da sticht positiv Kardinal Tettamanzi aus Mailand heraus. Für ihn hat sich in Sibiu die eine Kirche Jesu Christi versammelt. Da wird er wohl nicht nur seine eigene Kirche gemeint haben. Zur notwendigen Klärung des unterschiedlichen Kirchen- und Einheitsverständnisses hat die "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)" eine Einladung zum Dialog an die katholische Kirche ausgesprochen.
Als Mangel hat sich die fehlende Beteiligung der Basis erwiesen. Enttäuschung gab und gibt es über die inhaltlich schwache Schlussbotschaft mit ihrer unverbindlichen Auflistung aller möglichen Themen. War da die Ökumene im konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung nicht schon einmal weiter?
Letztlich überwiegt aber der positive Eindruck, oft war zu hören, Begegnungen sind wichtiger als Papiere. Die Stimmung war gut, nicht zuletzt durch die vielen jungen Stewards. Als sie Metropolit Gennadios ein T-Shirt mit der Aufschrift "H.E. Gennadios started as a steward" schenkten, gab es begeisterten Applaus. Die Ökumene bewegt sich mit wechselnden Geschwindigkeiten, in schwierigem Gelände geht es nun einmal nur langsam voran.
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