Ein Who's Who der Moraltheologie analysiert

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Humanae vitae war beileibe nicht der Endpunkt. Dass Karol Wojtyła, der spätere Papst Johannes Paul II., großen Einfluss auf Pauls VI. Verdikt in Sachen Empfängnisverhütung hat, ist bekannt. Der Wiener Moraltheologe Gerhard Marschütz beleuchtet im Sammelband "Humanae vitae - die anstößige Enzyklika" dessen bis heute wirkmächtige Sicht auf den Liebesakt, der -so dieser Zugang -in jedem einzelnen Fall offen für die Zeugung neuen Lebens sein müsse. Marschütz' Wiener Kollegin Sigrid Müller zeichnet die weiteren Entwicklungslinien nach, von denen sich auch eine kritisch-theologische Reflexion bis heute nicht erholt hat, etwa Johannes Pauls II. Enzyklika "Evangelium vitae" aus 1995, in der gar ein mentalitätsmäßiger Zusammenhang zwischen Verhütung und Abtreibung behauptet wird.

Müller hat gemeinsam mit ihrem Münchener Kollegen Konrad Hilpert den Sammelband herausgegeben, der zum 50. Jahrestag von Humanae vitae die gewichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Moraltheologie versammelt. Ein wichtiges Buch, das eine "kritische Würdigung" des Lehrschreibens von 1968 darstellen will, und das eine große Bandbreite an Themen aufgreift -von der Kritik am Naturbegriff (vgl. dazu auch den Gastbeitrag von Walter Kirchschläger auf der nächsten Seite dieser FURCHE) bis zu den aktuellen Diskussionen rund um die Spannung zwischen "lehramtlichen" und "pastoralen Zugängen".

Stephan Goertz, Eberhard Schockenhoff oder Jochen Sautermeister sind nur einige der prominenten Autor(inn)en. Außergewöhnlich, aber aufschlussreich ist der Aufsatz von Ulrich Ruh, langjähriger Chefredakteur der Herder Korrespondenz, der die exzeptionelle Rolle dieser Monatsschrift bei der Diskussion um Humanae vitae erhellt. (ofri)

Humanae vitae -Die anstößige Enzyklika Eine kritische Würdigung Hg. von Konrad Hilpert und Sigrid Müller. Herder 2018.392 Seiten, geb., e 39,10

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