Eine Vorsitzende aus dem Westen

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Sie steht nun an der Spitze der größten Frauenorganisation Österreichs: Letzten Freitag wurde Barbara Haas zur neuen Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (KFBÖ) gewählt. Eine Überraschung - und eine Premiere, denn noch nie stand eine Frau aus dem Westen der KFBÖ vor. Vorgängerin Margit Hauft, die nach zwölfjähriger Amtszeit nicht mehr kandidierte, war Oberösterreicherin. Dass die Distanz zwischen der Zentrale in Wien und Innsbruck ein Problem wäre, sieht die neue - ehrenamtliche - Vorsitzende im Gespräch mit der FURCHE keineswegs: Ja, sie müsse toporganisiert sein, meint Haas. Aber man dürfe die Entfernung auch nicht überschätzen. So weist sie darauf hin, dass innerhalb Tirols Fahrten von Innsbruck nach Osttirol oder ins Außerfern ähnliche Anfahrtszeiten bedingten wie die viereinhalb Stunden Zugsfahrt nach Wien.

Dass die neue Aufgabe fordernd ist, weiß die 46-jährige Agrar- und Religionspädagogin aus Lans bei Innsbruck. Mit der Mutter von drei Kindern, von denen zwei schon im Uni-Alter sind, vollzieht sich ein Generationswechsel an der KFBÖ-Spitze. Barbara Haas ist stolz darauf, Lebensinhalte in drei Bereichen zu finden: Sie lebe erstens in einer Familie, zählt sie auf, sei seit 1986 berufstätig und engagiere sich seit jeher ehrenamtlich.

Der dritte Bereich wird sie in den nächsten Jahren stärker in Anspruch nehmen. Haas legt aber Wert darauf, dass die beiden anderen Lebensfelder nicht zu kurz kommen. Sie wird so weiterhin ein berufliches Standbein haben: An einer Berufsschule unterrichtet sie neun Klassen in Religion. Das ist, so Haas wichtig: Die Schülerinnen und Schüler würden sie "herunterbeamen“, so verliere sie die Erdung nicht. Daneben geht es nun darum, Netzwerke im gesellschaftlichen wie im kirchlichen Bereich aufzubauen, ist sich die neue Vorsitzende bewusst.

Schwerpunktsetzungen wird es für Barbara Haas es in mehreren Feldern geben. Die KFBÖ unterzieht sich zurzeit einem Organisationsentwicklungsprozess - dessen Ergebnisse gilt es in den nächsten beiden Jahren umzusetzen. Dann ist es das Gespräch mit der Kirchenleitung, das Haas nun sucht und beginnen will. Die "katholischen Frauen“ gelten bei den Hierarchen nicht immer als pflegelichte Klientel. Dessen ist sich die neue Vorsitzende bewusst. Sie will aber in aller Offenheit auch auf die "offizielle Kirche“ zugehen.

Und sie macht darauf aufmerksam, dass sich die Betätigungsmöglichkeiten von Frauen in der Kirche von reinen "Diensten“ wie dem Schmücken von Kirchenräumen längst erweitert haben: 56 Prozent auch der eben gewählten Pfarrgemeinderäte sind Frauen. Und Frauen kommen zunehmend in Leitungsfunktionen - Haas verweist darauf, dass es in ihrer Diözese Innsbruck eine Pastoralamtsleiterin sowie eine Ordinariatskanzlerin gibt.

Die Frage der Weiheämter für Frauen bleibt da weiter offen. In den Leitlinien der KFBÖ ist die Forderung nach der Öffnung des Diakonats für Frauen zu finden. Dem schließt sich auch die neue Vorsitzende an, die aber zunächst reden und fragen will: Wo ist das Denkproblem, welches die Frauen von Weiheämtern ausschließt? Diakone seien heute etwa bei der Taufspendung und als Begräbnisleiter tätig. In diesen Bereichen hätten Frauen viel einzubringen, meint Haas: "Gerade für den Anfang, aber auch für das Ende des Lebens (auch die meisten Pflegenden sind Frauen!) haben Frauen besondere Erfahrung beizusteuern!“

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