Einladung zum persönlichen Credo

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Eine authentische, weil persönliche Auslegung des christlichen Glaubensbekenntnisses für Menschen der Gegenwart.

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Eine authentische, weil persönliche Auslegung des christlichen Glaubensbekenntnisses für Menschen der Gegenwart.

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Der Karmelit Reinhard Körner leitet in der Nähe von Berlin ein Exerzitienhaus seines Ordens und ist als Verfasser einfühlsamer, allgemein verständlicher geistlicher Schriften bekannt. Einen mehrwöchigen Kuraufenthalt nutzte er, um über seinen ganz persönlichen Glauben nachzudenken. Das Ergebnis ist das Bändchen "Hoffnung, die mich erfüllt. Ein christliches Glaubensbekenntnis", das eine kleine theologische Meisterleistung darstellt.

Zwar stand Körner keine Fachbibliothek zur Verfügung. Doch der Mangel hat sich nicht als Nachteil erwiesen. Denn so war er gezwungen, sich selbst zu befragen, nach eigenen Worten zu suchen. Von einem katholischen Theologieprofessor war ihm in Erinnerung geblieben, was dieser während eines Kurses zu geistlichen Themen beklagt hatte: Es sei ebenso bedauerlich wie erschreckend, von Studierenden in Glaubensfragen fast nur mehr "angelesene" Antworten zu erhalten. Über die Lehre der Kirche wüssten sie zwar einigermaßen gut Bescheid und könnten auch theologische Reflexionen darüber wiedergeben. Doch was, wie und warum sie selber glaubten, das käme fast nicht mehr zur Sprache. Rede und Antwort zu stehen über den Grund der Hoffnung (vgl. 1 Petr 3,15) und dabei einen Bezug zur eigenen Existenz zu entwickeln, nicht einem Jargon zu verfallen, der "nach verstaubter Ideologie" oder "nach einer Art ,Parteidoktrin'" riecht, das ist für Christen jeder Zeit eine bleibende Herausforderung.

Körner geht das Apostolische Glaubensbekenntnis Wort für Wort (oder Sinneinheit für Sinneinheit) durch. Wie er in der "Hinführung" feststellt, ist "mehr Lyrik als Prosa" daraus geworden. Man spürt jedoch: Da gerät einer in einen Dialog mit den drei göttlichen Personen - und mit dem, was dem Vater, dem Sohn und dem Geist theologisch zugesprochen wurde. Der Mensch und Christ Reinhard Körner glaubt in diesen Worten, nicht in erster Linie der Theologe oder der Ordensmann. Weder erliegt er dabei der Versuchung, apodiktisch zu dozieren noch faselt er fromm daher.

Dass "der Glaube der Kinder Abrahams / geglaubt sein will - nicht nur gewusst - / um das Leben zu tragen / und Erfahrung zu werden" mag vielleicht nicht auf Anhieb als besonders originelle Einsicht erscheinen. Angesprochen ist damit indes das Problem, dass Bescheidwissen allein nicht genügt. Wer sich auskennt, glaubt deswegen noch nicht automatisch. Das Sich-Einlassen auf den Glauben, der Fenster in die Wirklichkeit aufzustossen vermag, verlangt mehr ab als das Zuschauen oder ein Sich-interessiert-Zeigen.

Ob die Zukunftsfähigkeit christlichen Glaubens nicht wesentlich davon abhängt, dass wir wieder mehr und mehr Menschen des Bekenntnisses werden?

Man wird schwerlich abstreiten können, dass die Botschaft Jesu immer wieder "verstellt wird ... / durch Geist-lose Worte / und leergewordene Bräuche / durch abergläubischen Glaubensersatz / durch vorschnelle Antworten auf offene Fragen / durch lebensfremdes Moralisieren".

Körner möchte mit seinem Meditationsbuch niemanden überzeugen oder überreden, sondern einfach "die Innenseite" des Christentums zeigen. Er ist sich bewusst, dass seine Sicht "ergänzt, weitergedacht und vertieft" werden kann und muss. Sein Bändchen ist auch eine Einladung, einmal sein ganz persönliches Glaubensbekenntnis zu formulieren. Vielleicht angestoßen durch die eine oder andere Formulierung bei Körner selbst, die einen nachenklich macht.

Hoffnung, die mich erfüllt. Ein christliches Glaubensbekenntnis. Von Reinhard Körner. St. Benno Verlag, Leipzig 1999. 100 Seiten, kt. öS 130,-/e 8,81

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