Der Wiener Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg hat ein ebenso kurzweiliges wie authentisches Buch zusammenerzählt.
Oral history heißt heutzutage das - populäre - Genre mündlicher Überlieferung . Im religiösen Bereich gibt es dabei auch den Begriff "narrative Theologie", der meint, dass Glaubensinhalte in Form von Erlebtem oder besonderen Bezügen aus dem (Alltags-)Leben vermittelt werden.
Wer Paul Chaim Eisenberg, den Wiener Oberrabbiner, kennt oder je erlebt hat, weiß, dass er ein Meister beider genannten Kategorien ist: Geschichte als Erzähltes lebendig werden zu lassen und gleichermaßen den Glauben. Letzteres ergibt sich schon aus seiner Profession, denn die rabbinische Unterweisung lebt zu einem Gutteil vom Erzählen, natürlich auf dem profunden Hintergrund der Tora-und Talmud-Gelehrsamkeit.
Dass Paul Chaim Eisenberg sein Buch "Erlebnisse eines Rabbiners" mit dem Untertitel "Geschichte und Geschichten" versehen hat, drückt genau dies aus. Und man darf sich an dieser Fundgrube kleiner und großer jüdischer Weisheit und kleiner und großer jüdischer Geschichte erfreuen.
Wer was alles in der Wiener jüdischen Gemeinde ist und war, wie es nach der Schoa weiterging, und wie Juden in Wien heute leben und glauben: all das ist in diesem kurzweiligen Geschichten-Buch zusammengetragen.
Paul Chaim Eisenberg ist ein Erzähler - und weniger ein Buchautor. Deswegen ist ihm die Publizistin Evelyn Adunka mit zur Hand gegangen: Herausgekommen ist ein authentisches, weil den Menschen und den Rabbiner und seine Welt-und Geschichtssicht darstellendes Buch, aus dem heraus man Eisenbergs Erzähl-Atem förmlich zu spüren vermeint.Otto Friedrich
Erlebnisse eines Rabbiners Geschichte und Geschichten
Von Paul Chaim Eisenberg, in Zusammenarb. mit Evelyn Adunka. Molden Verlag, Wien 2006. 275 Seiten, geb., e 19,90
