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Hoffnung wider alle Hoffnung: Religion und Glaube leben auch heute davon, dass sie Geschichten von Menschen wissen, die solche Erfahrungen gemacht haben.

"Zu Ostern ist Jesus Christus von den Toten auferstanden." Diesen Spruch lässt die katholische Kirche des Landes - mit "freundlicher Unterstützung", wie man so sagt, der Werbewirtschaft - landauf landab auf Plakatwänden und Litfaßsäulen affichieren. Der das Geschehen, dessen Christen dieser Tage gedenken, stark verkürzende Spruch prangt interessanterweise auf violettem Untergrund, also der liturgischen Farbe der eben zu Ende gehenden österlichen Bußzeit, der "Fastenzeit". Und damit eine christentumsvergessene Gesellschaft nicht ohne Ahnung bleibt, endet das fromme Plakat mit: "Ein Fest der Freude für die Menschen".

Solches geschieht, wenn sich Werbetexter und Glaubenskünder zusammentun. Wir wollen uns darüber nicht mokieren, sondern darauf hoffen, dass auch die genannten Sprüche beitragen zur (Rück-)Besinnung auf Eckpunkte des Lebens, welche die Tradition sowie der Glaube der Christen in der Feier der Kar- und Ostertage bereithalten.

Eckpunkte des Lebens

Man muss in Erinnerung rufen, wie in den drei "heiligen Tagen" zwischen Karfreitag und Ostern auch die Lebenserfahrungen von Menschen vieler Zeiten auf den Punkt gebracht sind: Da ist Karfreitag - das Wissen ums Scheitern, das Ende irdischer Hoffnung, und was für eines! Es folgt Karsamstag, die Erfahrung der Leere, eine Ahnung - aber kein Wissen, ob sich der Abstieg ins Totenreich je wieder zum Leben kehrt. Dann die Kunde von Ostern, dass genau dies geschieht.

Wer sich auf das heilige Spiel einlässt, das die Christenheit in diesen drei Tagen bereithält, kann darin die Tiefen und Höhen des Lebens wiederfinden, die anhand der Geschichte eines Menschen erzählt wird, der vor 2000 Jahren gelebt hat. Man wünscht sich, dass die Kirchen diese Dimension, die das Fest Ostern bereithält, intensiver aufs Tapet und in die Gesellschaft bringen.

Für manchen Christenmenschen waren die letzten Wochen und Monate in der katholischen Kirche keine leichte Zeit. Konflikte, die in der Frage gipfelten, welchen Weg die Kirche weitergehen soll: ob der erlahmte Schwung den vom II. Vatikanum vorgezeichneten Weg obsolet macht, ob eine verklärte Tradition die als Mühsal empfundene Säkularisierung zur alten Glorie wenden kann et cetera. Die Ereignisse, die als Streit um die Pius-Brüder oder als Auseinandersetzung um eine Bischofsbestellung hierzulande konkret wurden, sind nur unterschiedliche Facetten der skizzierten Grundfrage nach dem Weg der Kirche durch diese Zeit.

Man kann die Vorgänge auch anhand der Erfahrungen, die den "drei Tagen" zugrundeliegen, betrachten. Vielleicht würde manche Verzagtheit von Christen, die überzeugt sind, dass sich ihr Glaube gerade in der Moderne beweisen kann und muss, nicht mehr so bleiern daherkommen. Und vielleicht ist da noch eine weitere Erfahrung wichtig, an die am Ostermontag, dem auf die drei Tage folgenden Feiertag, erinnert wird: Emmaus.

Emmaus, das ist die Geschichte zweier Menschen, die von Jerusalem ins Dorf Emmaus aufbrechen, frustriert vom Zerplatzen der Hoffnungen, der vermeintliche Führer endete am Kreuz: Gestern war längst, und morgen ist nicht mehr.

Trost - nicht Vertröstung

Die zwei haben aber, erzählt die Geschichte, letztendlich erkannt, dass der Gekreuzigte auch der Auferstandene, dass Hoffnung wider alle Hoffnung möglich und der Tod nicht nur das Ende ist.

Religion und Glaube leben davon, dass sie Geschichten von Menschen wissen, die solche Erfahrungen gemacht haben. Das ist keine Vertröstung, sondern Trost, den Menschen auch hier und heute bitter nötig haben.

Konzilsbewegte Christen, die Sorge haben, ihre Kirche wäre schnurstracks auf dem Weg in dunkle Vergangenheit, sollten in dieser Vision die Emmausgeschichte lesen. Und allzu ängstliche Kirchenführer, die am Ostermontag über genau diese biblische Erzählung predigen müssen, sollten das Gleiche tun. Vielleicht könnten sich dann ja beide - die Besorgten wie die Ängstlichen - miteinander verbünden.

* otto.friedrich@furche.at

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