"Er zeigt keinen Wundermenschen"

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Regina Strasseggers ORF-Dokumentation über Bischof Weber zeigt, wie Fernsehen liebevoll sein kann, ohne zu beschönigen.

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Regina Strasseggers ORF-Dokumentation über Bischof Weber zeigt, wie Fernsehen liebevoll sein kann, ohne zu beschönigen.

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Die Steirer feiern ihren Bischof mit einem großen Fest am 19. Juni. Die Furche würdigt das Bischofsjubiläum Johann Webers mit einem großen Interview (siehe Seite 11). Der ORF ließ den Hirten schon am 15. Juni in der Religionssendung "Kreuz&Quer" zu Wort und ins Bild kommen. Nun ist der Film "Johann Weber - Der Mut des Demütigen" auch als Videokassette zu haben.

Regina Strassegger, der Gestalterin, und ihrem Team gelang es in diesem TV-Porträt, herzliche Sympathie für den Protagonisten zu vermitteln, und dennoch nichts zu beschönigen: Webers Kritiker, die sich aber dennoch in kritischer Sympathie äußern, zeigen die Abgründe des Bischofs auf, der wohl oft auch Gefangener der Abgründe seines Amtes ist. Der Hauptvorwurf: Webers übergroßes Bedürfnis nach Harmonie.

Angesichts derartiger Charakteristik ist das Gelingen des Unterfangens (Wie macht man einen Sehnsüchtigen nach Harmonie dem action-gewohnten TV-Publikum schmackhaft?) noch höher einzuschätzen - und auch deswegen, weil Strasseggers Dokumention ein poetischer und leise humorvoller Film geworden ist, der die ganz und gar nicht lustige österreichische Kirchenkrise mit sanfter bis spitzer Ironie kommentiert.

Nicht nur distanziert-kritische, sondern auch unmittelbar gegenwärtige Wegbegleiter (etwa der langjährige Chefredakteur der Kleinen Zeitung und derzeitige Präsident der steirischen Katholischen Aktion, Fritz Csoklich, oder Caritas-Präsident Franz Küberl) kommen zu Wort und runden das Bild des "mutigen Demütigen" ab, wie ihn schon der Filmtitel zu Recht charakterisiert.

Bei der Wiener Präsentation des Films wurde der anwesende Johann Weber gefragt, wie ihm der Film gefalle: "Er zeigt keinen Wundermenschen - darum ist er wunderbar." Dieser Einschätzung des Porträtierten ist nichts hinzuzufügen. Außer: Daß dem ORF öfter an solch einfühlsamen Porträts gelegen sein sollte, und daß derartiges wert ist, auch schon vor 23.05 Uhr (der neuen Beginnzeit von "Kreuz&Quer") auf die TV-Schirme zu kommen.

JOHANN WEBER. Der Mut des Demütigen. Ein Film von Regina Strassegger. ORF & Verlag Styria, Wien-Graz 1999. VHS-Video, 52 min., öS 198,-, e 14,39

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