Rechtzeitig zum fünften Jahrestag der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" hat der Lutherische Weltbund eine Publikation vorgelegt, in der die Auswirkungen dieses Ereignisses auf das Leben der Kirchen ausgewertet werden. Was hat sich in den letzten fünf Jahren geändert? Was sind die neuen Herausforderungen für die Zukunft? Darauf soll Antwort gegeben werden.
Immerhin hat kein geringerer als Papst Johannes Paul II die Erklärung, die am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterschrieben wurde, als "Meilenstein" bezeichnet.
Zwei Dinge fallen an der Publikation auf: Zuerst einmal gibt es bei den Erfahrungen keinen einzigen Beitrag aus Deutschland. Liegt das daran, dass es gerade evangelische Theologen und Theologinnen aus Deutschland waren, die besonders heftig an der "Gemeinsame Erklärung" Kritik geübt haben? Dass auch die Beispiele aus Afrika, Asien und Amerika den Eindruck eher bescheidener Wirkung vermitteln, liegt daran, dass die "Gemeinsame Erklärung" die zentralen Fragen des Kirchen- und Amtsverständnisses vermieden und bestenfalls in Fußnoten angesprochen hat.
Die zweite Beobachtung betrifft den Partner der Unterzeichnung, den "Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen". Wird es auch von seiner Seite einen kritischen Rückblick auf die fünf Jahre seit der Unterzeichnung geben? Der Vorsitzende des Rates, Kardinal Walter Kasper, hat an den Feierlichkeiten der evangelisch-lutherischen Kirche Amerikas in Chicago teilgenommen. Von einer gemeinsamen, ökumenischen Feier ist mir nichts bekannt. Wäre nicht ein gemeinsames weltweites Gedenken für einen "Meilenstein" angemessen?
Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.
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