Es gibt keine letzte Sicherheit

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Der Silvesterabend in München zeigte es: Auch das neue Jahr wird Terrorismus bringen. Wie reagieren auf die sich einschleichende Angst?

Dass der Rechtsstaat gegen Mörder vorgehen muss, ist selbstverständlich, dass er es wirksam, besonnen und konsequent tut, kann man hoffen. Aber wir, wie sollen wir reagieren?

Es hilft zum Beispiel die Erfahrung, dass man auch ernsthafte Herausforderungen des Lebens nicht dämonisieren und größer machen soll, als sie sind. Denn das lähmt die Kraft und schwächt die Freiheit, konzentriert und präzise zu reagieren.

Und es hilft die Erkenntnis: "Der Preis für unsere Freiheit ist, dass wir verwundbar sind und bleiben", so die Theologin Katharina Klöcker auf feinschwarz.net. Das zu akzeptieren sei, so der treffende Titel ihres Beitrags, "so leicht wie schwer": Es ist leicht in Zeiten des Friedens, schwer in Zeiten der Bedrohung. Es gilt aber immer: Wer Sicherheit "mit allen Mitteln erreichen will und auch glaubt erreichen zu können, der muss maßlos werden -im Hinblick auf Kontrolle, Überwachung und Prävention".

Christen könnten von der unvermeidbaren Verwundbarkeit des Lebens wissen: dass es in ihm keine letzte Sicherheit gibt, keine Erlösung von seiner Bedrohtheit durch Sünde, Tod und eigene Schuld - außer in Gott. Auf ihn aber kann man nur vertrauen: nicht mehr, nicht weniger. - Martin Walser sagte kürzlich: "Was uns da passiert, das ist für mich eine Prüfung [...] das alles hier wirkt so, als würde jetzt Europa geprüft auf seine Gültigkeit als humaner Kontinent." Er meinte damals die Flüchtlingssituation. Seine Worte treffen aber die Lage überhaupt.

Gottvertrauen, darum können religiöse Menschen beten. Damit wir nicht beherrscht werden von Angst und verzehrender Sorge. Sondern das Leben lieben. Das wünsche ich Ihnen zum neuen Jahr.

Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz

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