Vor unserem Beitritt zur EU hat man uns eingehämmert, es sei für uns von Vorteil, dazuzugehören. Wir könnten den Gang der Geschichte von innen mitgestalten. Auch würden wir von den Vorteilen eines riesigen Binnenmarktes profitieren. Die ärmeren Regionen erhofften sich zu Recht Förderung aus dem EU-Topf. Man frage die Burgenländer. Europa ist somit vom Ansatz her nicht nur Wirtschaftsgemeinschaft, sondern auch Sozialgemeinschaft und wird die mit Sicherheit noch mehr werden. Denn nur so ist Europa auf dem Weg zu einer Friedensgemeinschaft. Nur Gerechtigkeit schafft dauerhaften Frieden, nicht Waffen.
Hätte doch Europa beim Balkan rechtzeitig so gedacht. Schon vor dem Zerfall Jugoslawiens hätte es eine wirtschaftlich wie politisch attraktive Offerte geben können. Von Südtirol wäre viel zu lernen gewesen: Denn die kulturelle Region Tirols wächst heute längst wieder über die nationalen Grenzen hinweg zusammen. Ein einiges Europa als Wirtschafts-, Sozial- und damit Friedensgemeinschaft wäre vielleicht in der Lage gewesen, den unseligen Nationalismus, unter dem kommunistischen Internationalismus des Titoismus nur mühsam in Schach gehalten, in vernünftiges Nationalbewußtsein zu transformieren. Hätten wir doch das viele Geld, das der Kosovokrieg bislang gefordert hat, nicht der Waffenindustrie geopfert, sondern der Europäisierung des Balkans!
Aber auch heute gibt es zu einer solchen Europäisierung Europas keine Alternative. Wer in Europa dauerhaft Frieden will, muß soviel wirtschaftliche und soziale Verflechtungen schaffen, daß ein selbstmörderischer Narr ist, wer sich aus einem solchen Friedensgewebe selbst herausreißt.
Aber wer soll das finanzieren, sagen viele bei uns? Haben wir nicht innerhalb der jetzt bestehenden Europäischen Union genug Probleme, so daß es fahrlässig wäre, alsbald noch weitere Länder aufzunehmen? Aber es geht gar nicht um das eine oder andere Jahr, sondern um die wilde Entschlossenheit, diesen Weg der Europäisierung ganz Europas einzuschlagen. Nur Gerechtigkeit schafft Frieden. Das gilt auch für Europa.
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