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Gaben unter dem Christbaum gehören zum Fest wie das Jesuskind in der Krippe. Aber warum beschenkt man sich überhaupt? Und wieso gerade zu Weihnachten?

Der Brauch ist schuld. Schuld an dem Weihnachtsstress, über den in den kommenden vier Wochen wieder unzählige Menschen klagen werden. Und schuld an dem Konsumrausch, dem alle Jahre wieder die Menschen um diese Zeit verfallen. Aber auch "schuld" an der Freude über die Präsente unter dem Weihnachtsbaum. Denn auf die Frage, warum die Menschen einander beschenken, antworten 49 Prozent: "Aus Konvention". Das fand das Wiener Marktforschungsunternehmen SDI-Research in einer telefonischen Umfrage unter 500 Österreichern heraus.

Dabei ist dieser Brauch, gerade zu Weihnachten Gaben auszutauschen, noch gar nicht so alt. "Erst zur Zeit des Biedermeiers, als die Familie zunehmend an Bedeutung gewann, wurde es üblich, den Kindern am Heiligen Abend Geschenke zu machen", erklärt der deutsche Theologe Guido Fuchs, der sich ausführlich mit den Bräuchen des Weihnachtsfestes befasst hat. Damals wurden aber die Geschenke nicht, wie heute allgemein üblich, unter den Weihnachtsbaum gelegt, sondern hoch oben in seine Äste gehängt, damit die Sprösslinge die kleinen Päckchen nicht schon vorzeitig erreichen konnten.

Doch auch bereits lange vor dem 19. Jahrhundert war es üblich, den Mitmenschen im Dezember Geschenke zu machen. Die Christen beschenkten die Kinder am 6. Dezember, am Tag des Heiligen Nikolaus, der den Armen mit Geschenken geholfen hat. Die Römer dagegen feierten am 17. Dezember zu Ehren des Gottes Saturn die Saturnalien und überreichten einander Kerzen und kleine Tonfiguren.

Die Germanen feierten am 25. Dezember die Wintersonnenwende und brachten den Göttern Opfergaben. Am selben Tag wurde im vorderasiatischen Raum die Geburt des Lichtgottes Mithras gefeiert, die Ägypter huldigten der Geburt des Sonnengottes Horus. Um diesen heidnischen Festen auch eine christliche Feier entgegenzusetzen, wurde im Jahr 354 das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember gelegt. Der Heilige Abend davor resultiert aus dem christlichen Brauch der "Vigil", der Nachtwache, in der man sich betend auf das eigentliche Fest vorbereitet.

In die Weihnachtsgeschenke interpretieren Theologen vor allem zwei Bedeutungen hinein: "Einerseits stehen sie für das Geschenk Gottes an die Menschen, andererseits sind sie ein Zeichen der Liebe, die wir uns gegenseitig erweisen", erklärt der Theologe Fuchs im Gespräch mit der Furche. Kaum eine Bedeutung spielten jedoch entgegen oft genannter Ansichten die Gaben der drei Weisen an Jesus. Fuchs: "Die Heiligen Drei Könige werden am 6. Jänner gefeiert, zu Weihnachten haben sie in der westlichen Kirche keine Bedeutung."

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts sei es üblich gewesen, an Weihnachten arme Leute zu beschenken und sie sogar zu dem Fest in die Familien einzuladen." Fuchs bezweifelt jedoch, "dass heute noch irgendwer an die Bedeutung der Geschenke denkt".

Aber warum beschenken die Menschen einander dann? Abgesehen vom Grund des Brauchtums fand SDI Research in der Umfrage heraus, dass 29 Prozent ihr Geschenk als Gegenleistung sehen. 21 Prozent der Befragten schenken, um Freude zu bereiten, und 15 Prozent empfinden beim Schenken selbst Freude. Elf Prozent tun es aus einem inneren Bedürfnis heraus und neun Prozent um zu helfen.

Auch der Wiener Marktforscher Michael Praschl hat sich Gedanken zum Thema Schenken gemacht: "Das Phänomen des Schenkens gibt es in allen Kulturkreisen. Manchmal ist es eine Ehre, beschenkt zu werden, manchmal ist es eher ein Privileg, wenn Geschenke angenommen werden." Er kann die Umfrageergebnisse von SDI Research nur bestätigen: "Immer spielen beim Schenken Aspekte wie Freude bereiten wollen, Wertschätzung, Rituale, aber auch Verpflichtungen eine Rolle."

Oft wolle jedoch der Schenker mit der Auswahl des Mitgebrachten auch etwas über sich selbst aussagen: "Das reicht von der Dokumentation einer alternativumweltbewussten Lebenseinstellung durch das Schenken von unlackiertem Holzspielzeug bis zur Darstellung seiner finanziellen Potenz durch sehr teure Mitbringsel."

Zudem würden auch schon die mit dem Schenken verbundenen Rituale wie das Einkaufen, Verpacken und Beschriften Spaß machen. "Außerdem assoziieren wir mit Geschenken zumeist angenehme Kindheits- und Jugenderinnerungen, die uns in eine angenehme Stimmung versetzen."

"Oft", bedauert Praschl jedoch, "sind die Motive des Schenkens aber keine Herzensangelegenheiten, sondern beruhen auf Traditionen oder vermeintlichen oder echten Verpflichtungen. Bei gewissen Anlässen muss man einfach etwas schenken. Wenn jedoch jedes Geschenk durch ein annähernd gleichwertiges ersetzt werden muss, entsteht durch jedes Geschenk neuer Stress." Auch für den Schenker sei es nicht angenehm zu wissen, dass beim Beschenkten das unangenehme Gefühl des verpflichtet Seins ausgelöst werde.

Praschl: "Das Schenken außerhalb des Familien- und Freundeskreises ist also gar nicht so einfach." Er appelliert an die Beschenkten, "den Schenkern zu glauben, dass es ihnen nur darum geht, uns eine Freude zu machen. Dann macht Schenken wirklich Spaß."

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