Feste sollen uns einen

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Kurz vor Weihnachten begann wieder die übliche Diskussion unter einigen Muslimen, ob man seinem christlichen Nachbarn bzw. Kollegen, Freund, Mitschüler usw. zu Weihnachten gratulieren oder sogar etwas schenken dürfe. Viele muslimische Gelehrte beantworten diese Frage mit einem Nein mit der Begründung, Weihnachten sei eine christliche Feier, welche die Christen an das Menschwerden Gottes erinnere, was der Islam wiederum ablehne. Das eigentliche Problem besteht darin, dass man hier versucht, diese Fragen in einem dogmatischen, oft lebensfremden Diskurs zu beantworten, in dem die trennenden Fragen nach der Trinität und nach der Natur Jesu im Vordergrund stehen. Derartige, das Zusammenleben betreffende Fragen sollten in einem religiös sozialen Diskurs erörtert werden, der von der goldenen Regel geprägt ist: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Muslime freuen sich und sehen es als Zeichen der Anerkennung und Würdigung, wenn Andersgläubige ihnen zu den muslimischen Festen gratulieren oder gemeinsam mit ihnen feiern. Sie fühlen sich geehrt, wenn der Bundespräsident oder andere Politiker sie zu ihren religiösen Anlässen empfangen. Wie soll nun ein junger Muslim davon überzeugt werden, seinen christlichen Mitschülern zu ihren Festen nicht zu gratulieren, während er jedoch diese Anerkennung seiner Feste genießt? Die Realität sehr vieler Muslime zeigt, dass sie solche Verbote ignorieren, weil sie nicht überzeugt sind, dass ihre Religion gegenüber Andersgläubigen so geizig ist. Versteht der Muslim sein Muslimsein so, dass er ein Medium der Verwirklichung von Gottes Liebe und Barmherzigkeit ist, dann ist jede Geste, jedes Wort, die uns Menschen in Frieden näherbringt, ein religiöses Gebot. Nicht der dogmatische Diskurs soll die Gestaltung des Zusammenlebens bestimmen, sondern der humane, der uns alle als Brüder und Schwestern im Menschsein sieht.

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