Unerhörtes im Vatikan - Anthony Hopkins als Benedikt XVI. und Jonathan Pryce als damaliger Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Bergoglio. - © Foto: Netflix

Fiktion, tiefgründig-authentisch

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„Die zwei Päpste“: In Fernando Meirelles Film brillieren Anthony Hopkins als Benedikt XVI./Joseph Ratzinger und Jonathan Pryce als Jorge Bergoglio/Franziskus. Ein Ereignis, das den Widerstreit zweier Persönlichkeiten und Kirchenbilder auf den Punkt bringt.

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„Die zwei Päpste“: In Fernando Meirelles Film brillieren Anthony Hopkins als Benedikt XVI./Joseph Ratzinger und Jonathan Pryce als Jorge Bergoglio/Franziskus. Ein Ereignis, das den Widerstreit zweier Persönlichkeiten und Kirchenbilder auf den Punkt bringt.

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Das Konklave war zuletzt 2011 in Nanni Morettis köstlich-tiefsinniger Kirchenparabel „Habemus Papam“ Thema eines großen Spielfilms. Wie der italienische Filmemacher in Bildsprache und seriöser Süffisanz den geheimnisvollsten Wahlvorgang der Welt darstellte, hat sich der Brasilianer Fernando Meirelles („City of God“, 2002) für den Film „Die zwei Päpste“ als Vorbild genommen, man sieht hier auch Kardinalsgesichter wie bei Moretti vor acht Jahren.

Doch Meirelles gibt sich nicht mit einem Konklave zufrieden. Sondern sein Film beginnt mit dem des Jahres 2005, das Joseph Ratzinger an die Kirchenspitze spülte, und endet mit jenem 2013, aus dem Jorge Bergo­glio als Papst hervorging. Und was Meirelles und sein Drehbuchautor Anthony McCarten für „Die beiden Päpste“ zusammengedichtet haben, vermit-telt mehr Authentizität als so manche Dokumentation über die Protagonisten: Auch Fiktion kann „wahr“ sein – natürlich mit den Abstrichen einer Filmdramaturgie, die allzu große Differenzierung nicht zulässt, und welche die jeweiligen Charaktere doch stark zuspitzt. Aber gleichzeitig arbeitet der Plot die großen Unterschiede im Kirchenbild Joseph Ratzingers und Jorge Bergoglios heraus, die bekanntlich bis heute in einem konfrontativen Wettstreit (zumindest bei den Epigonen beider Kirchenführer) münden.

Detailtreue, intime Kirchenkenntnis

Dabei sind intime Kirchenkenntnis und Detailtreue der Inszenierung beachtlich. Die Filmemacher griffen da unter anderem auf das „verbotene Tagebuch“ eines Kardinals beim Konklave 2005 zurück. Jedenfalls sind Benedikt XVI. und Franziskus als Persönlichkeiten dermaßen unterschiedlich, dass es die Herausforderung lohnte, daraus eine Filmgeschichte zu stricken.

„Die zwei Päpste“ beginnt mit der Wahl Joseph Ratzingers zum Pontifex, wobei bereits hier Jorge Bergoglio als persönlichkeitsmäßiger wie ideologischer Antipode zum großen Warner vor dem Relativismus eingeführt wird. Natürlich ist es im wirklichen Leben komplizierter, aber die Grundlinien der Charaktere trifft der Film deutlich.

Kartdinal Bergoglio, der Erzbischof von Buenos Aires, kommt 2012 nach Rom, um Benedikt XVI. seinen Rücktritt anzubieten. Doch der Papst nimmt das nicht an, denn sonst würde die Welt glauben, er entledigte sich seines Widersachers. Bergoglio trifft Benedikt in Castelgandolfo, und die beiden Herren beginnen alsbald zu streiten – über die Kirche und buchstäblich über Gott und die Welt. Auch darüber, wie man die Botschaft und den Kern des Christentums unter die Leute bringt, geraten sich der Deutsche und der Argentinier in die Haare. Der Südlander arbeitet mit Witz („Wie bringt sich ein Argentinier um? – Er klettert auf die Spitze seines Egos und springt dann hinunter.“) und Bodenständigkeit. Aber der deutsche Papst pariert gekonnt – und versucht es auch mit grimmigem Humor, wobei er zugesteht, dass deutsche Witze nicht lustig sind.

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