Firmung - © Imago / Zoonar

Firmung: Die etwas andere Stärkung

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Oft ist sie der letzte Kontakt junger Menschen zur katholischen Amtskirche: die Firmung. Dabei geht es gerade darum, mit „einem gut gefüllten Rucksack“ durchs Leben gehen zu können. Drei Ansätze, damit nach Sakrament und Fest kein leises Servus folgt.

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Oft ist sie der letzte Kontakt junger Menschen zur katholischen Amtskirche: die Firmung. Dabei geht es gerade darum, mit „einem gut gefüllten Rucksack“ durchs Leben gehen zu können. Drei Ansätze, damit nach Sakrament und Fest kein leises Servus folgt.

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Richard Weyringer ist ein Mann, der Chancen beim Schopf packt. Wenn Grundwehrdiener, meist um die 18 oder 19 Jahre alt, am allerersten Tag ihre Uniformen ausfassen und in der Schwarzenbergkaserne in Salzburg Aufstellung nehmen, dauert es nicht lange, bis sie von seiner Arbeit erfahren. Auch Soldatinnen und Soldaten bei Einsätzen im In- und Ausland ist er bekannt. Weyringer ist Militärpfarrer. Einer, mit dem man reden kann. Und zwar über das ganze Leben. Ganz ohne Scheu. „Ich habe die Möglichkeit, junge Leute noch einmal mit dem Glauben und der Kirche in Kontakt zu bringen, auch, wenn sie jahrelang nicht mehr daran gedacht haben“, sagt er. „So, wie ein Kaufmann seine Ware anpreist, so sage ich ihnen, was ich im Angebot habe: Gott, Jesus, den heiligen Geist. Auf die können sie sich auch in Ausnahmesituationen verlassen.“

Eine Ausnahmesituation ist es allemal, wenn junge Erwachsene einrücken; bisher Gewohntes hat keinen Wert mehr. Nun geht es um das Befolgen von Befehlen, das Einhalten von Zeitplänen und um das Auskommen mit den Kameraden. „Manchen geht das seelisch an die Substanz“, erzählt Weyringer. Dann komme er als Militärseelsorger ins Spiel. Dass die Rekruten ihre Sorgen lieber mit ihm anstatt mit den Psychologinnen und Psychologen teilen, weiß der Priester aus Erfahrung. „Ich bin im Namen des Glaubens für sie da – und an das Beichtgeheimnis gebunden. Das nehmen erstaunlich viele in Anspruch. Und hier spreche ich irgendwann das Thema Firmung an – meistens in größerer Runde und erst mit einem Augenzwinkern. Dann werden die ersten hellhörig.“ Warum? Weil die Firmung ein Sakrament ist, das bestärkt. Zuspruch können junge Menschen gut brauchen.

Weil Weyringer ein sportlicher Mensch ist, findet er schnell eine Gesprächsbasis. Er versucht zu vermitteln, dass es beim Bundesheer nicht nur um körperliche Kraft geht, sondern auch um die seelische und geistige Stärke. Und schon ist er wieder beim Thema Firmung. Das lateinische Wort firmare bedeutet schließlich nichts anderes als „stärken“. Sein Ziel als Seelsorger sei, dass keine Seele einen Sprung erleidet, sondern stets gestärkt bleibt.
Wer sich entscheidet, die Stärkung durch die Firmung anzunehmen, hat oft auch ein weiteres Motiv – ein anstehendes Amt als Taufpatin oder -pate. Die Firmvorbereitung können Rekruten wie Soldaten übrigens während der Dienstzeit absolvieren. Weyringer bittet die Kommandanten, sie für ein paar Einheiten bei ihm freizustellen. Die Firmerlaubnis erhält er vom Militär- oder Erzbischof – und nicht selten sieht er seine Firmlinge aus der Kaserne später bei Taufen und Hochzeiten wieder.

Körperkraft und Seelenstärke

Schauplatzwechsel in die Benediktinerabtei Michaelbeuern. Dieser steht mit Abt Johannes Perkmann ein Priester vor, der bereits an die 10.000 Mal die Firmung gespendet hat. Ob es für Jugendliche noch attraktiv ist, sich firmen zu lassen? Der Mönch nickt. „Ich nehme viel Interesse an der Firmung wahr. Bei manchen ist das Empfangen dieses Sakraments eigene Überzeugung. Bei manchen spielt die Überzeugung der Eltern die etwas größere Rolle. Bei Schulklassen, die geschlossen zur Firmung gehen, ist die Gemeinschaftserfahrung vorrangig. Oft staune ich über ein großes Reservoir an Tradition, das Jugendlichen und Eltern am Herzen liegt.“

Warum es die Firmung überhaupt braucht, liegt für Perkmann auf der Hand. Als zugrunde liegenden Wunsch sieht er – ebenso wie der Militärpfarrer – die Bestärkung junger Leute in einer Lebensphase, „die ohnehin nicht leicht ist“. Der Abt spricht von der Pubertät. Deshalb ist ihm wichtig, dass sich die Verantwortlichen in den Pfarren richtig Mühe geben, ein schönes Fest zu gestalten. „Teenager dürfen sehen, dass wir uns viel für sie antun und dass sie uns viel wert sind. Dazu kommt die Bestärkung, dass sie nach der Feier mit einem besonderen Segen durch ihr Leben gehen.“ Er wünscht den Mädchen und Burschen, dass sie mit einem gut gefüllten Rucksack unterwegs sind, „in dem das Grundvertrauen steckt, dass es einen Gott gibt, der ihnen begegnen und der sich ihnen zuwenden kann“. Wenn sie im Zuge der Firmvorbereitung die Fähigkeit gewinnen, über ihren Glauben Auskunft zu geben, sei das gut. „Sie sollen die Sinn-Fragen im Leben spüren – und wissen, wo es Antworten gibt.“

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