Auf einem Kongress in Rom "40 Jahre Ökumenismudekret" wurde ein Arbeitspapier vorgelegt: "Hilfen zur geistlichen Ökumene". Ein Bischof fürchtete, man flüchte sich nun in "Spiritualität", um den mühsam gewordenen Gesprächen über Theologie und Struktur zu entgehen. Die Konzilstexte rund um das Wort "geistliche Ökumene" aber zeigen, dass es nicht um eine Frömmigkeitsform geht, sondern um eine anspruchsvolle Grundhaltung, ohne die Ökumene nicht fruchtbar werden kann.
"Jede Erneuerung der Kirche besteht in der Treue zur eigenen Berufung" sagt das Konzil: Das ist die Treue gegenüber dem ursprünglichen Willen Christi hinsichtlich seiner Kirche. Auf die Anfänge gilt es, sich wieder gemeinsam zu besinnen und spätere Entwicklungen kritisch zu sehen. Das Konzil fordert auf, "Gott und die getrennten Brüder um Verzeihung" zu bitten, denn die Trennung von der vollen Gemeinschaft "geschah nicht ohne Schuld auf beiden Seiten".
"Es gibt keinen echten Ökumenismus ohne innere Bekehrung." Dazu braucht es Selbstverleugnung. Selbstverleugnung verlangt nicht Selbstaufgabe, wohl aber, sich zu hüten vor gegenseitiger Überheblichkeit und Profilierungssucht. Das geht nicht ohne Demut, Geduld und Herzensgüte.
"Die Kirche wird auf ihrer Pilgerschaft von Christus zu dauernder Reform gerufen." War nicht gerade versäumte Reform schuld an der Trennung? Und ist nicht heute die fehlende Bereitschaft zu nötigen Reformen ein Feind der Ökumene? - "Durch die Taufe sind wir gerechtfertig und in Christus eingegliedert". Wir Getauften bilden schon Christi Leib. Die Einheit in der Gnade ist viel größer als es Theologendisput und entgegenstehende Kirchenordnungen vermuten lassen.
Geistliche Ökumene ist keine Flucht ins Gebet, sondern verpflichtet zur Bekehrung der Herzen.
Weihbischof Krätzl erlebte das II. Vatikanum als Konzilsstenograf.
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