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Sind Leitartikler eine übergeordnete Instanz, die entscheidet, was Recht ist?

Eine verkehrte Botschaft

Von Otto Friedrich

Nr. 33, Seite 1

Otto Friedrich schreibt in seinem Leitartikel, "dass es in diesem Land [...] eine Asyl- und eine Fremdengesetzgebung gibt, die die Bezeichnung 'Recht' über weite Strecken nicht verdiene". Es erhebt sich die Frage, ob denn "Recht" etwas anderes sein kann als das, was vom Parlament als Gesetzgeber als solches gesetzt wird. Oder stellen Leitartikler eine Art übergeordnete Instanz dar, die entscheidet, was in unserem Staat Recht ist? Wozu bräuchten wir dann Richter und Gerichte? In diesem Licht ist der Artikel wirklich eine "verkehrte Botschaft".

Wolfgang Grohs via Mail

| Otto Friedrich

Natürlich werden die Gesetze in den von der Verfassung bestimmten Körperschaften beschlossen. Natürlich sprechen in Österreich die Gerichte Recht. Gleichzeitig wird kaum jemand bestreiten, dass auch kodifiziertes Recht "Unrecht" sein kann. Genau darauf bezog sich der gegenständliche Satz im Leitartikel. Ich will - nur als ein Beispiel - einfach nicht hinnehmen, dass etwa ein Familienvater, der seit Jahren in Österreich lebt und dessen Frau und Kinder sich hier legal aufhalten, abgeschoben werden kann. Das widerspricht dem christlichen Menschenbild ebenso wie einem säkularen Konzept von Menschenwürde. Leider gibt es genug derartige Fälle, die von der aktuellen Asylund Fremdengesetzgebung gedeckt sind. Geschenkt, dass die Materie komplex und juristisch schwer zu fassen ist. Aber auch ein Leitartikel darf sich das verbriefte Recht auf Meinungsäußerung und damit des Widerspruchs herausnehmen. Und weiß sich im Übrigen eins mit vielen kirchlichen Stimmen - bis hinauf zum gegenwärtigen Papst. Auch Gesetze sind veränderbar. Wer sie für Unrecht hält, muss das aussprechen (dürfen).

USA und UK weit entfernt von europäischen Werten

Vom Verrat an der Freiheit

Von Otto Friedrich

Nr. 34, Seite 1

Nimmt man die neuesten Entwicklungen dazu, also die Verurteilung von Manning, das Ausspionieren des Nahen Ostens durch das UK, so gewinnt man den Eindruck, dass sich das UK mittlerweile meilenweit von den europäischen Werten entfernt hat und sich auf dem besten Wege befindet - wenngleich mit einer etwas freundlicheren Maske getarnt - China, Russland etc. Konkurrenz zu machen. Ebenso verwerflich ist, dass sich das UK mehr oder minder offen zur Wirtschaftsspionage bekennt, um die eigene Wirtschaft zu schützen. Ist nicht gerade England das Mutterland der Demokratie und des Kapitalismus? Als solches sollte es doch den Wettbewerb entscheiden lassen. Nun gut, die EU steht vor der Frage, ob solch ein Mitglied überhaupt tragbar ist oder nicht so rasch wie möglich aus der Union entfernt gehört. Was die USA betrifft, so ist das Land in einer Paranoia gefangen, aus der es nur schwer herausfinden kann - man fragt sich, ob es das überhaupt will.

Wer Menschen- und Bürgerrechte derart mit Füßen tritt, der stellt sich auf eine Stufe mit jenen Staaten, die man nur allzugerne als "Achse des Bösen" bezeichnete. Die Union wird gut daran tun, sich aus dem Würgegriff der anglophonen Geheimdienste zu befreien.

Mag. Johannes Kaiblinger via Website

Die Freiheit der Lethargie der Satten geopfert

wie oben

Ich stimme jedem Wort zu, nur: statt des Wörtchens "hätte" ("... dann hätte sich das freie dem totalitären System längst angeglichen") möchte ich "hat" setzen: Wir haben unsere Freiheit der Lethargie der Satten geopfert. So ist das - nichts weniger.

Magdalena Tschurlovits via Mail

Unzulänglichkeit ertragen lernen mit Franz v. Assisi

Die Landschaft unserer Körper

Von Manfred Prisching

Nr. 33, Seite 17

Danke für diesen Beitrag! Die Selbstperfektionierung und -optimierung geht voran, wird zum Ideal gemacht. Damit steigt der Verbesserungsdruck allgemein, und die Sorge, dass damit die Toleranz gegenüber dem nicht Perfekten sinkt, ist wohl nicht zu leugnen. Im Sinne von "jeder ist seines Glückes bzw. Körpers Schmied" ist dann jeder selbst schuld, wenn er nicht optimal, nicht perfekt ist oder alles tut, um es zu sein. Das finde ich sehr bedenklich und nicht menschlich. Der heilige Franz von Assisi meinte einmal: "Selig der Mensch, der seinen Nächsten in seiner Unzulänglichkeit genauso erträgt, wie er von ihm ertragen werden möchte, wenn er in ganz ähnlicher Lage wäre." Diese Einstellung und Haltung wird leider nicht allgemein gefördert und gepflegt, nur der Einzelne kann und sollte sie vertreten und leben - allen Optimierungsverheißungen und Schönheitsidealen zum Trotz.

Karl Brunner

9020 Klagenfurt

Die FPÖ-Plakate und der barmherzige Samariter

Eine verkehrte Botschaft

Von Otto Friedrich

Nr. 33, Seite 1

Die Art der Reaktion von evangelischen und katholischen Kirchenfunktionären auf die Wahlplakate der FPÖ erstaunt mich! Ein Leser der FURCHE (Nr. 34, S. 16) spricht gar von "Verhöhnung der Hl. Schrift und Verkehrung in ihr Gegenteil".

Man sollte aber doch die Fakten sprechen lassen: Das Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" ist ein jüdisches Gebot und findet sich im sog. "Alten Testament" an mehreren Stellen (z. B. Lev 19,18). Es bezieht sich eindeutig auf den "Volksgenossen"(ein Fremder, der bei mir zu Gast ist, wird aus verständlichen Nützlichkeitserwägungen einbezogen).

Es scheint, als ob diese Interpretation zur Zeit Jesu nicht unumstritten war, so dass "ein Gesetzeslehrer" an Jesus die Frage richten konnte "Wer ist mein Nächster?". Diese Frage war anscheinend so wichtig, dass Lukas sie ziemlich ausführlich in seinem Evangelium behandelt hat (Lk 10, 25-37). Die berichtete Antwort Jesu lässt aber keinen Zweifel: Er verweist den Fragenden auf das jüdische "Gesetz"!

Die nachfolgende (leider oft falsch zitierte oder interpretierte) Erzählung handelt von einem "Mann aus Samarien", der Mitleid hatte mit einem Verbrechensopfer und sich somit als "Nächster" erwiesen hat für den, der von den Räubern überfallen wurde. Daraus war der Schluss zu ziehen, dass man als Jude jeden Menschen lieben soll, der einem Gutes tut ("barmherzig gehandelt hat"), selbst wenn er einem (wegen einer als ketzerisch geltenden religiösen Abweichung) "fremden" Volk angehört.

Dr. Alexander Micke

1190 Wien

FURCHE-Lob

Besonders Ihre Ausgabe vom 22. August ist wahrscheinlich ein Höhepunkt aktuell-realitätsbezogenen christlichen Journalismus': unaufdringliche präzise katholische Nachdenklichkeit. Unser mir abwartend erscheinender Episkopat - der ja um ein Haar durch Herrn Wagner ergänzt worden wäre - könnte hier lernen, bevor er sich -zum Schaden auch für das Priesterimage - gänzlich in ein katechetischliturgisches Rollenverständnis hineinmanövriert. Es besteht ja seit kurzem (Asyl, Nächstenliebe) Hoffnung. Ansonsten gibt's tröstlicherweise immer noch die FURCHE.

Johann Zirkowitsch

2540 Bad Vöslau

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