Österreichs Bischöfe haben getagt, wieder einmal im Salzburger Bildungshaus, wo sie den Hinterausgang so gut kennen. Doch diesmal war diese Kenntnis ohne Nutzen, denn keine Journalistenmeute gierte nach den Ergebnissen. Und die Bischöfe selbst schienen - wie immer - nicht interessiert, in die Öffentlichkeit zu preschen; die übliche Pressekonferenz war erst gar nicht angesetzt.
Resultatmäßig blieben die Hirtengespräche denn auch unspektakulär, im trockenen Kommunique sind - neben einer Erklärung zum Balkan - die Fortschritte beim "Dialog für Österreich" aufgelistet: Mäßig und bescheiden - so wären die bischöflichen Worte und Taten bestens charakterisiert. Die Ausnahme(?): Pastorale Richtlinien für wiederverheiratete Geschiedene sollen bis Herbst vorliegen, dann werden die Bischöfe in Rom nachfragen, ob sie diese auch umsetzen dürfen ...
Die Ruhe unter den Hirten ist dennoch relativ. Denn das Enfant terrible aus St. Pölten lieferte pünktlich zum Bischofstreffen das harsche Interview in News; ein paar Tage später korrigierte er im profil die wenig engagierte Erklärung seiner Mitbrüder zum "Dialog"; - und am Sonntag saß er im ORF-Fernsehen zur Pressestunde Rede und Antwort.
Daß Österreichs Kirchenleitung Kurt Krenn schon wieder die Bühne überläßt, wirft bezeichnendes Licht auf sie: Ob die Hirten den Hinterausgang benutzen, oder ob sie für Kurt Krenn vollends das TV-Feld räumen - beides hinterläßt ein inferiores Bild.
Und so hatte der St. Pöltner Kirchenobere wieder das letzte Wort. Zumindest TV-mäßig: Kurt Krenn zitierte dort selektiv die Bibel, belehrte den Papst ("Ich rate ihm ab, zurückzutreten"), qualifizierte seine Mitbischöfe: sie übten "gut" das Priesteramt aus, "weniger gut" das Hirtenamt und "sehr schlecht" das Lehramt. Er, Krenn, hingegen: "Ich sage das, was Gott sagt." Diese Sprüche kennt der heimische Katholik mittlerweile, auch die politischen: "Die Erbsünde aller Politik ist der Liberalismus." Und er stehe für "Nächstenliebe mit Realismus", also in bezug auf Asylpolitik: "Ich habe nicht die Linie der Caritas!"
Bei so viel Kompetenz des einen und so viel Schweigen der anderen bleibt wenig zu raten. Außer vielleicht: Bevor die Bischöfe in Rom nachfragen, sollten sie dies gleich beim Amtsbruder in St. Pölten tun.
Denn wenn der einverstanden ist, kann der Papst ja gar nichts mehr dagegen haben ...
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