Fürstensitz für Gäste

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Vor kurzem wurde im südsteirischen Bischofsschloss Seggau, das heute ein kirchliches Bildungshaus beherbergt, ein weiterer Trakt renoviert.

Auf einem Berg im Sausal, einer der schönsten Gegenden der Südsteiermark, liegt Schloss Seggau. Dort ist uralter Siedlungsboden, und schon im Jahr 860 stand der Berg im Besitz des Erzbistums Salzburg. In den folgenden Jahrhunderten wurden drei Burgen gebaut, die Türkenkriege brachten Verwüstungen, unter Bischof Martin Brenner kam 1595 der Besitz ans Bistum Seckau. Seit damals diente die Burg als Sommersitz der Fürstbischöfe, ein Haus der Gastfreundschaft, zu welcher der dort angebaute Wein nicht wenig beitrug. Seggau war auch wirtschaftliche Basis für die Bischöfe durch die Abgaben der Bauern und die Erträge von Land- und Forstwirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Seggau in ein Bildungshaus umgewandelt.

Doch dafür wurde das Haus zu klein, und die Einrichtungen entsprachen nicht mehr modernen Ansprüchen: Die Gäste drohten wegen der Qualitätsmängel auszubleiben. So entschloss sich die Diözese zu einer gründlichen Erneuerung und Erweiterung des Schlosses unter Bewahrung der historischen Substanz. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, den Ernst Giselbrecht gewann. Er hatte die Aufgabe, einen der wertvollsten Bauten der Steiermark zu erneuern, ohne das historische Gesamtbild zu beeinträchtigen. Doch ehe die Bauarbeiten im Spätherbst 1999 beginnen konnten, war die Finanzierung zu klären.

Nach der Sanierung des Bischöflichen Priesterseminars ist Seggau das zweitgrößte Bauvorhaben der Diözese. Die Kosten werden 10 Millionen Euro betragen, eine Summe, welche die Möglichkeiten der Diözese weit überschreitet. Sie wird knapp fünf Millionen Euro aufbringen, vom Land Steiermark kommen weitere drei Millionen, der Restbetrag verbleibt der Bischöflichen Gutsverwaltung, weshalb es notwendig ist, das Bildungshaus marktwirtschaftlich zu führen.

Ohne Schnickschnack

Der erste Bauabschnitt war im Sommer 2000 fertiggestellt. Ein Neubau aus Stahlbeton fügt sich harmonisch ins alte Ambiente. Vom Tal her, wenn man sich dem Schloss nähert, bleibt er unsichtbar, erst wenn man den Innenhof verlässt, zeigt er sein modernes Gesicht. Er enthält die Wirtschaftsräume und die Technikzentrale. Ein architektonisches Problem war die Küche. Die Adaptierung der bestehenden Räume hätte einen massiven Eingriff in die alte Bausubstanz bedeutet, weshalb alle notwendigen Räume neu errichtet wurden. Darüber liegt der große Speisesaal, dessen verglaste Südfront einen atemberaubenden Ausblick bietet. Nach Osten erstreckt sich eine weite Terrasse, von der aus man das inmitten einer Wiese liegende Schwimmbad betreten kann. Im Juli wurde der zweite Bauabschnitt fertig gestellt. Er enthält das Café, die Rezeption, Verwaltungsräume und Gästezimmer. Letztere unterscheiden sich wesentlich von üblichen Hotelzimmern: Sie sind zwar bequem, doch ohne "Schnickschnack", ohne Bilder von zweifelhafter Qualität an den Wänden und ohne pseudo-rustikale Zutaten. Man glaubt dem Architekten, wenn er sagt, er habe alle entsprechenden Versuche standhaft abgewehrt. Noch in diesem Herbst wird der vielleicht sensibelste Teil des Schlosses saniert. Der "Brennertrakt", benannt nach Bischof Brenner, umschließt den Innenhof, von dem aus man zukünftig die Michaelskapelle betreten kann, die vom Nordtrakt hierher verlegt wird. Alfred Wickenburg schuf das Fenster mit Darstellungen aus der Apokalypse, ein Kruzifix aus Eisenguss stammt von Alexander Silveri. Damit wird diese Kapelle zum Symbol und zur Mitte für das erneuerte Bildungshaus.

INFORMATIONEN: Kath. Bildungshaus Schloss Seggau, 8430 Leibnitz, Seggauberg 1, Tel.: 03452/ 82435-0, E-Mail: rezeption@seggau.com, Web: www.telecom.at/seggau/

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