Furche-Zitate aus 40 Jahren

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furche-Autor Wojtyla

Das Evangelium soll dem Menschen einen guten Gebrauch seiner Freiheit ermöglichen, es soll den Weg vom freien zum guten Willen zeigen. Die Kirche hat auf dem 2. Vatikanischen Konzil das Evangelium verkündet und sich dabei bemüht, mit seiner Hilfe zu jenen Fragen vorzudringen, welche für unsere Gegenwart besondere Schwierigkeiten darstellen. Die Kirche tat das nicht nur in Form einer kategorischen Forderung nach gutem Willen, sondern sie suchte auch Mittel und Wege, diesen guten Willen auszulösen.

Erzbischof Karol Wojtyla von Krakau, 18.12.1965

Papstmacher König?

Es heißt, Sie seien einer der "Papstmacher" des Konklaves gewesen ...

Kardinal König: Was soll ich dazu sagen? Ich bin durch die Schweigepflicht gebunden. Aber ich kann bestätigen, was schon berichtet worden ist, dass es nichtitalienische Kardinäle [...] waren, die im Hinblick auf die schwierige Situation Italiens noch einmal einen italienischen Papst zu wählen bereit waren. Wieder kam es dann, wie schon beim Konklave zuvor, zur Überraschung des Kollegiums und des Gewählten ganz anders.

Hubert Feichtlbauer interviewt Kardinal König, 27.10.1978

Erste Reise nach Polen

Zum Abschied umarmten sie sich, der römische Papst und das kommunistische Staatsoberhaupt - zwei Polen. Die Anspannung von neun Tagen war einem Augenblick der Erleichterung gewichen. Nichts hatte das prekäre innere Gleichgewicht des Landes erschüttert [...] Und doch war die Herausforderung dieses Papstes, die geistige und damit ideologische, allgegenwärtig, sie hat mit kühnem, durchaus religiösem Elan und zugleich mit diplomatischer Klugheit Türen aufgestoßen, von denen heute noch niemand mit Sicherheit sagen kann, welche Zukunft sich hinter ihnen öffnet ...

Hansjakob Stehle am 13.6.1979 über die erste Papstreise nach Polen.

Ein "irrer Mord"?

Nun gab es irre Morde schon früher. Denn wem sollte etwa der Mord an der Kaiserin Elisabeth nützen? Aber solche Morde kamen weniger in Mode. Mit dem Verstärkereffekt der Medien werden jedoch wahrscheinlich viel mehr Phantasien erweckt, dass Täter eine welthistorische Rolle spielen können. Dabei lässt sich Größenwahn befriedigen, gleichzeitig ist es jedoch politisch zu rechtfertigen. Dies trifft wahrscheinlich auf das Attentat auf den Papst zu, denn es ist schwer zu erkennen, inwiefern der Papst den "Grauen Wölfen" bei der Eroberung Eurasiens im Wege stehen könnte.

Wilfried Daim nach dem Papstattentat (Furche vom 20.5.1981).

Der Soziallehrer

Verhindern bestimmte Strukturen das Werk der Entwicklung, dann steht dahinter ein schuldhaftes menschliches Handeln. Im Fall der heutigen wirtschaftlichen und politischen Situation sind es die Haltungen der grenzenlosen Habsucht und Herrschsucht. Und der Papst zögert nicht, diese Haltungen bei ihrem "wahren Namen" zu benennen: Sünde. Zuerst Sünde im persönlichen Handeln und als Folge davon "Strukturen der Sünde". Sie üben einen solchen Zwang auf die Entwicklungsländer aus, dass es kaum möglich ist, sich ihnen zu entziehen. Darum heißt für Johannes Paul die Grunddiagnose: Das Problem der Unterentwicklung ist nicht zuerst ein wirtschaftliches oder politisches Problem, es ist zuinnerst moralischer Natur.

Johannes Schasching SJ am 26.2.1988 über die Sozialenzyklika "Sollicitudo Rei Socialis".

Friedens-Sehnsüchtiger

Ein Besuch in Sarajewo würde das allzu gewohnte tragische Bild des Mordens, aber auch die kläglich gescheiterte Politik des Westens in ein grelles Licht setzen. Die Erwartungen sind hoch, sagt Bosniens moslemischer Ministerpräsident. Bei uns zollt Terezija Stoisits von den Grünen dem Papst Respekt, dass er "als einziger hoher Politiker Europas neben Mitterrand" den Weg nach Sarajewo wagt. Kommt der Besuch zustande, ist er für den Papst der bisher politisch heikelste.

Bischof Helmut Krätzl am 1.9. 1994 über eine Sarajewo-Papstreise (die dann erst 1997 möglich war).

Mit der Jugend im Element

Selten kann man einen Papst laut lachen hören. Das Gewimmel von Menschen und Schlafsäcken, hingestreckt über die endlose Wiese vor der Universität Tor Vergata in Rom, hat Johannes Paul II. ein tiefes Gelächter der Freude entlockt. Eine Generation, die keinen anderen Papst gekannt hat als ihn, war gekommen, mit dem alten Mann zu feiern - und ihn zu feiern.

Thomas Götz über die Weltjugendtage in Rom (24.8.2000).

...und das Opus Dei

Das Opus Dei könnte jedenfalls schon bei der Papstwahl 1978 seine Hände im Spiel, zumindest aber eine gute Nase für den Ausgang gehabt haben. H. Oschwald berichtet, warum er über Karol Wojtyla als einer der ersten genau Bescheid wusste: "Erstens hatte er wiederholt in Bischofssynoden gesprochen, und zweitens lag in meinem Schreibtisch ein kleiner Stapel von Reden dieses Kardinals, sogar auf Deutsch. Sie waren gesammelt, übersetzt und interessierten Journalisten zur gefälligen Nutzung regelmäßig zugestellt worden. Absender: die Opus-Dei-Zentrale in Rom."

Heiner Boberski am 3.10.2002.

Vier Vatikankenner Luigi Accattoli, Heinz-Joachim Fischer, Marco Politi, Hansjakob Stehle und der jüdische Papstfreund Arthur Hertzberg sind die Autoren eines Bildbandes über Johannes Paul II., der die wesentlichen Stationen und Positionen dieses Papstes beleuchtet und mit berührenden Fotografien besticht. Bild: Johannes Paul II. in Mauthausen, 1988 (s. unten).

JOHANNES PAUL II. EinPapst für die Menschen. Texte v. Luigi Accattoli, Heinz-Joachim Fischer u. a. Knesebeck Verlag, München 2004. 208 Seiten, zahlr. Fotos, geb. e 41,10

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