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22 Jahre war der Kamillianerpater Leonhard Gregotsch Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Orden. Nun legt der 67-Jährige die Agenden in jüngere Hände. Ein Gespräch über die Orden in Österreich.

die furche: Was waren Highlights Ihrer 22-jährigen Tätigkeit?

P. Leonhard Gregotsch: Besonders wichtig war für mich die Entwicklung im Krankenhaus- und im Schulwesen. Ich leite die Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler, die in diesen Jahren eine beispielhafte Entfaltung genommen haben. Die meisten Gemeinschaften, Männer- wie Frauenorden, haben in dieser Zeit ihre Krankenhausbetriebe in eine GmbH oder in eine Holding, die aber dem Orden gehört, übergeführt. Der Betrieb erhält auf diese Weise eine gewisse Autonomie. Das ist auch eine Sicherung in der Belastung, die wirtschaftlich in den Ordensspitälern zu spüren ist. So ist die Zukunft christlicher Krankenhäuser gesichert. Bei den Schulen ist die Entwicklung analog.

die furche: Wie sehen Sie die Tatsache um, dass die Orden schrumpfen?

Gregotsch: Der Mitgliederschwund ist eine Realität, mit der wir umgehen müssen. Dies muss aber als Teil Gesamtentwicklung der Kirche gesehen werden Die Form des Gerufenseins zeigt sich heute vielfach anders.

die furche: Österreichs Bischöfe haben 2002 zum "Jahr der Berufung" proklamiert. Was können Orden da tun?

Gregotsch: Berufung ist auch nötig zum Christsein, zur christlichen Lebensgestaltung. Wir werden jetzt nicht mit besonderen "Werbemaßnahmen" arbeiten, um Kandidaten für die Orden zu gewinnen. Es geht vielmehr darum, die Berufung zum geistlichen Leben darzustellen beziehungsweise durch das Glaubens- und Lebenszeugnis der einzelnen Ordensleute zu vermitteln.

die furche: Was wünschen sich die Orden von der Kirche?

Gregotsch: Wir wünschen eine Bejahung der Lebensform der einzelnen Gemeinschaften. Diese Anerkennung ist verbal immer gegeben, wir erfahren Hochschätzung durch alle Bischöfe. Die Wirklichkeit führt dann in in der Art, wie Orden ihre Aufgaben erfüllen und in den Diözesen eingebunden sind, oft zu Problemen. Nehmen Sie die monastischen Orden, die von ihrer Berufung her das "Ora et labora" leben wollen - im Konvent, im Stift, mit Gebet, Gottesdienst, Meditation: All das ist wesentlicher Bestandteil ihres Lebens. Aber diese Ordensleute werden gleichzeitig von der Ortskirche, vom Bischof heraus- und aufgefordert für den täglichen Dienst in den Pfarren da zu sein: Auf der einen Seite sollen sie ihr Charisma leben an Stätten des Gebetes. Wenn aber gleichzeitig die Mönche eines Stiftes mit der Betreuung von Pfarren nah und weit weg betraut sind - wie können sie dann das Zentrum lebendig halten? Der große Wunsch der Orden ist die Anerkennung ihrer Charismen und deren Berücksichtigung im Operativen. Dass sie tatsächlich Vita Communis pflegen können - und ihnen nicht gesagt wird: Ja, ihr sitzt zu viert in eurem Kloster, und da drüben ist eine Pfarre ohne Pfarrer. Diese Spannung spüren wir, denn es ist auch den Ordensleuten nicht gleich, hier zu viert zu sitzen und dort ist niemand ...

die furche: Und die Perspektiven ?

Gregotsch: Alle Orden stellen sich die Frage, wie vieles, was bisher von Ordensschwestern oder -brüdern geleistet wurde, durch Laien weiter leben kann. Das zu fördern war eine der wichtigsten Aufgaben für mich. Das ist die Stärke der Orden heute. Ein Beispiel: In meinem Krankenpflegeorden der Kamillianer gibt es die "Kamillianische Familie", Laiengruppen, die ehrenamtlich Kranke besuchen. Solche Zentren der Laien entstehen bei vielen Gemeinschaften - bei den Jesuiten, bei den Salesianern (die "Salesianische Familie"), bei den Salvatorianern (ich erinnere da an das Hospiz und das Altenheim in der Wiener Pfarre Kaisermühlen) ... So bilden sich eigentlich um jede Ordensgemeinschaft herum Blüten und Umkreise, die im Geiste des Ordens Aufgaben weiter tragen.

Das Gespräch führte Otto Friedrich.

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