Geld ist bitter nötig - und doch nicht alles

19451960198020002020

Fehlende Staatlichkeit hält Bosnien-Herzegowina gerade im Sozialbereich finanziell abhängig von Zuwendungen, nicht zuletzt kirchlichen.

19451960198020002020

Fehlende Staatlichkeit hält Bosnien-Herzegowina gerade im Sozialbereich finanziell abhängig von Zuwendungen, nicht zuletzt kirchlichen.

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist ein unscheinbares Fenster am Neubau der Caritas der Erzdiözese Sarajewo im Vorort Stup der bosnischen Hauptstadt. Doch zu diesem Fenster, hinter dem sich die Küche befindet, die unter anderem den Kindergarten im Haus bedient, kommen Menschen aus der Stadt, um wenigstens einmal pro Tag eine (warme) Mahlzeit zu haben: Eine von mehreren Suppenküchen der Caritas, denn die Not im Land ist nach wie vor groß -und die staatlichen Sozialstrukturen, so es sie überhaupt gibt, greifen kaum. Caritas-Direktor Mirko Simi´c bringt auf den Punkt, was in Bosnien-Herzegowina landauf landab zu hören ist, wenn es um elementare Sozialunterstützung geht, die hierzulande eine selbstverständliche staatliche Leistung ist: "Ohne ausländische Hilfe geht es nicht." Ein Altenheim will ebenso finanziert sein wie Kindergärten, die sich wenigstens im Betrieb selber finanzieren. Aber Frauenberatungsstellen, die Hilfe für Alleinerziehende ebenso anbieten wie Hilfe bei Kriegstraumata oder Qualifizierungen von Frauen, um deren Chance, Arbeit zu finden, zu verbessern, hängen ebenso am Tropf der Hilfe von außen wie die mobile Krankenpflege. Und die Not nimmt zu, so Simi´c, die Caritas gebe mehr und mehr "Familienpakete" mit Essen und Gegenständen des alltäglichen Bedarfs aus, es fehlten Medikamente usw. Nach wie vor kommt Unterstützung aus dem Norden -etwa von der Diözese Graz in Sarajewo. Aber das Geld fließt nicht ewig -und so stehen die kirchlichen Helfer vor kaum lösbaren Problemen. Die Hilfe der deutschen Diözese Limburg für Projekte in der Erzdiözese Sarajewo etwa läuft bald aus.

Gleichartigen Problemen steht auch Ante Komadina, der Caritas-Direkor der herzegowinischen Diözese Mostar gegenüber. Hier unterstützt die Caritas Linz ein Behindertenzentrum und die Katholische Frauenbewegung ein Frauenhaus. Bei Mostar betreibt die Caritas die erste Hospiz-Station im Land - die zusätzlich zu den finanziellen Problemen auch damit zu kämpfen hat, dass im Kanton Mostar aufgrund fehlender Gesetze ein Hospiz nicht registrierte werden konnte. Am meisten Sorgen bereitet Komadina aber, dass die von der deutschen Caritas finanzierte Hauskrankenpflege demnächst ausläuft. So wie es aussieht, wird es im nächsten Jahr in der Herzegowina keine mobile Krankenpflege mehr geben.

Geld ist aber nicht alles. Das beweist nicht zuletzt die Diözese Gurk-Klagenfurt, die seit genau zehn Jahren eine intensive Partnerschaft mit der Erzdiözese Sarajewo pflegt. Neben zahlreichen Projekten, an denen sich auch Kärntner Pfarren und Schulen beteiligen, wird auf Begegnungen gesetzt. Kommendes Wochenende kommt Kardinal Vinko Pulji´c nach Klagenfurt; er wird dabei von 70 Jugendlichen aus Bosnien begleitet. Am Samstag, 3. Mai, findet im Klagenfurter Diözesanhaus das Friedensfest "peace for all" statt, wo auch die Unterstützung für das diözesane Jugendzentrum "Johannes Paul II." in Sarajewo dokumentiert werden soll. Am Sonntag, 4. Mai, feiern der Kärntner Bischof Alois Schwarz und Kardinal Pulji´c ihr Partnerschaftsjubiläum mit einem Festgottesdienst und Festakt im Stift St. Georgen am Längssee (Infos: www.kath-kirche-kaernten.at). Das Jubiläum wurde bewusst unter das Zeichen der Jugend gestellt, meint der Koordinator der Diözesan-Partnerschaft, Kurt Haber, denn es gehe darum, "gemeinsam in eine Zukunft in Frieden zu blicken". (Otto Friedrich)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung