Geldquelle Urlaubskasse

Werbung
Werbung
Werbung

In diesem Jahr planen 55 Prozent aller Österreicher, mindestens einmal zu verreisen. Neben den Touristen selbst freuen sich vor allem die Reiseveranstalter und Reisebüros auf die Urlaubszeit. Denn der Tourismus, dem sich die Furche in diesem Dossier widmet, ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Österreich, der bisher unter der schlechten Konjunktur kaum gelitten hat. Und auch die Aussichten für den kommenden Sommer versprechen eine gute Saison für den Fremdenverkehr. Redaktionelle Gestaltung: Claudia Feiertag

Das Jahr 2002 war ein gutes für den österreichischen Fremdenverkehr, das Jahr 2003 soll noch besser werden.Von Pessismismus angesichts der allgemeinen Konjunkturprognosen also keine Spur.

Jeder zweite Österreicher ist fest entschlossen, im Jahr 2003 zumindest einmal zu verreisen, geht aus einer Umfrage des Ludwig Boltzmann Institutes für Freizeit- und Tourismusforschung hervor. Im Jahr 2001 waren es noch fünf Prozent weniger.

"Die beliebtesten Destinationen sind dabei im Winter vor allem Spanien und Ägypten. Ebenso angesagt ist derzeit Kuba, was eine relativ neue Entwicklung ist. Aber auch immer mehr Schiurlaube im Inland werden über die Reiseveranstalter gebucht", erzählt der Geschäftsführer von TUI Austria und Terra Reisen, Josef Peterleithner. Für die Sommersaision verzeichnen die Veranstalter von allem für Spanien und die Türkei ein Buchungsplus im Vergleich zum Vorjahr. Für Tunesien seien dagegen deutliche Buchungsrückgänge bemerkbar.

Entscheidungskriterien

Entscheidend für die Wahl der Destination seien neben der Infrastruktur wie Sport- und Einkaufsmöglichkeiten auch die Wettersicherheit und die Stabilität der politischen Lage, "wobei diese aber überraschenderweise nicht die Wertigkeit einnimmt, die man erwarten würde", wundert sich Peterleithner. Kein vordergründiges Kriterium sei für die meisten Österreicher der Preis. "Das Preis-Leistungsverhältnis muss allerdings stimmen", ist der Geschäftsführer überzeugt.

Aber nicht nur entfernte Destinationen sind beliebte Urlaubsziele. Auch Österreich gewinnt weiter an Attraktivität. Die Sprecherin der Österreich Werbung, Christa Lausenhammer, ist daher optimistisch: "Der Tourismus hat sich im vorigen Jahr gut entwickelt, wir haben ein Plus im Vergleich zum Jahr 2001. Beim Urlaub wird Gott sei Dank nicht gespart.Vor allem unsere Nachbarn machen gerne Ferien in Österreich. 50 Prozent aller Touristen sind Deutsche." Aber auch die Österreicher selbst wissen ihre Heimat zu schätzen: 27 Prozent der Gäste sind Touristen im eigenen Land. Besonders beliebt sei dabei der Wellness-Urlaub. Lausenhammer: "Dieser Trend der vergangenen Jahre setzt sich auch heuer wieder fort, vor allem in Kombination mit Wintersport oder Kultur."

Um die Gäste stehe Österreich mit der ganzen Welt im Wettbewerb, besonders jedoch, aufgrund der landschaftlichen Ähnlichkeiten, mit der Schweiz, erklärt die Sprecherin der Österreich Werbung. "Aber während die Schweiz im vergangenen Jahr weniger Urlauber verzeichnete, konnten wir zulegen." Der Grund dafür sei das bessere Preis-Leistungsverhältnis. Zwar sei Österreich kein Billigurlaubsland, aber "für das, was man bezahlt, erhält man eben auch die entsprechende Leistung." Zudem arbeite die Österreich Werbung daran, Gäste stärker an Österreich zu binden, wie Lausenhammer erläutert: "Wir haben ein Programm ins Leben gerufen, mit dem wir Österreich-Reisenden zum Beispiel im Winterurlaub schon verschiedene Vergünstigungen für den Sommer zukommen lassen, wie etwa Gratiseintritte in verschiedene Museen."

Einen weiteren Grund für die positive Entwicklung in Österreich nennt der Generalsekretär der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich, Michael Raffling: "Dem Tourismus kommt auch zugute, dass der Überseeboom rückläufig ist und dass vor allem Österreich von den Nahmärkten her im Winter noch interessanter geworden ist."

Nach Berechnungen der Österreich Werbung sind im Jahr 2002 trotz Wirtschaftsflaute die Nächtigungen um 1,3 Prozent auf 116,6 Millionen gestiegen, die touristische Wertschöpfung hat sich um 3,6 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro erhöht und macht somit 18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. 87.000 Betriebe und 500.000 Menschen leben direkt oder indirekt vom Tourismus.

Entwicklungspotenziale für den heimischen Tourismus stellt vor allem die künftige Osterweiterung der Europäischen Union dar: Nach Angaben der Österreichischen Hoteliervereinigung ÖHV wurden im Jahr 2001 1,4 Millionen Nächtigungen von Gästen aus den östlichen Nachbarländern gezählt, in den nächsten fünf Jahren werde eine Steigerung von bis zu 30 Prozent erwartet, wobei vor allem Ungarn, Tschechien, Slowakei und Slowenien als Quellmärkte für den österreichischen Fremdenverkehr interessant seien.

Arbeitskräftemangel

Auch die Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2008 bedeute eine große Chance für die Fremdenverkehrsbetriebe, betont Bundesspartenobmann Michael Raffling: "Sie wird aber nicht nur der Anpfiff für eine massive Aufwertung des Tourismuslandes Österreich sein, sondern auch eine große Herausforderung an den heimischen Tourismus." Experten erwarten einer Untersuchung des Institutes für Höhere Studien (IHS) zufolge fast eine Million zusätzliche Nächtigungen, die Wertschöpfung aus dem Großereignis soll bei 250 Millionen Euro liegen. Rund 6600 zusätzliche Arbeitsplätze werden zu besetzen sein. "Dabei", schimpft Raffling, "leidet der heimische Tourismus schon heute unter permanentem Arbeitskräftemangel." Nicht nur, dass 75 Prozent der vorgemerkten Arbeitslosen aus Tourismusberufen krankheitsbedingt oder wegen Einstellungszusagen für die kommende Saison nicht verfügbar seien, wirke sich das mit 1. Jänner 2003 in Kraft getretene neue Ausländerbeschäftigungsgesetz fatal aus: "Das Gesetz sieht vor, dass ab nun alle Branchen auf das Saisonierskontingent Zugriff haben, dennoch wird das Kontingent von 8000 Arbeitskräften für 2003 nicht erhöht."

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung