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Bis weit in die Kreise der Katholiken hinein stellt man sich unter Katholischer Aktion wenig oder nichts vor, oder hat gar falsche Meinungen über sie. Viele glauben, sie bestehe nur aus einer Anzahl von Büros und hauptamtlichen Angestellten, die mit mehr oder weniger Geschick, mit mehr oder weniger Eifer möglichist viel gedrucktes Papier zum Versand bringen. Wenn man dann erklärt, daß die Katholische Jungschar, die Katholische Arbeiterjugend, die Katholische Landjugend, die Katholische Studierende Jugend, die Katholische Hochschuljugend, die Katholische Männerbewegung, die Katholische Arbeiterbewegung, die Katholische Frauenbewegung, der Katholische Akademikerverband und das Katholische Bildungswerk die Katholische Aktion ausmachen, dann erst wird dieser Begriff lebendig, die Einrichtung verbanden und deren Leistungen auch anerkannt. Dann bestätigt man auch, daß in der Vergangenheit viel geleistet wurde, daß in Gegenwart Und Zukunft große Aufgaben zu meistern sind. Es sei darauf hingewiesen, daß im Konzilsdekret über das Laienapostolat dieses ausdrücklich für notwendig erklärt und der Katholischen Aktion im besonderen bestätigt wurde, daß sie als Mitarbeit der Laien am hierarchischen Apostolat der Kirche viel geleistet hat und in der Zukunft große Aufgaben zu erfüllen haben wird.

Ihre Aufgabe auch in der Erzdiözese Salzburg ist es, schlicht und einfach ausgedrückt, mitzuhelfen, daß möglichst viele aus dem Geist des Evangeliums leben und am Gemeindeleben teilnehmen. Schon bisher bemühten sich die verschiedenen Gruppen der KA, Kempfarre zu sein, von der möglichst viele Impulse auf die anderen ausgehen sollten. Die Durchführung der verschiedenen Jahresthemen — es sei nur an das Thema „Brüderliche Gemeinde“ erinnert — dienten diesem Zweck.

Da der Glaube vom Hören kommt, hat sich die KA unserer Erzdiözese in der Vergangenheit bemüht, in Glaubens- und Bibelseminaren, in verschiedenen Runden, durch Eheseminare und Veranstaltungen des Bildungswerkes möglichst viele Katholiken anzusprechen und ihnen Glaubenswissen zu vermitteln. Dem gleichen Zweck dienten Pfarrtage, Dekanatstage, Studienveranstaltungen für verschiedene Bevölkerungskreise und Großveranstaltungen, etwa anläßlich des Ruperti- tages. Die KA war aber auch bemüht, Pfarr- ausschüsse in möglichst vielen Pfarren zu errichten und dort Sauerteig zu sein. Wenn jetzt unsere Diözesansynode, die unter dem Titel „Erneuerung unserer Erzdiözese durch lebendige Christengemeinden“ steht, auch das Thema „Der Pfarrgemeinderat“ behandeln wird, so ist wohl ersichtlich, daß die KA hier wertvolle Vorarbeit geleistet hat.

Ein besonderes Anliegen der KA war es euch, immer wieder darauf hinzuweisen, daß in unserer Erzdiözese ein großer Strukturwandel vor sich gegangen ist, der sich beispielsweise darin äußert, daß es nur noch wenige Landgemeinden mit bäuerlicher Mehrheit gibt und daß aus dieser Tatsache eben auch Folgerungen für die Seelsorge zu ziehen sind. Das Pendlerproblem und der Fremdenverkehr sind weitere Aufgaben, mit denen wir uns schon in der Vergangenheit auseinandersetzen mußten und die uns auch in Zukunft noch manche Sorgen bereiten werden.

Daß die Erneuerung der Liturgie bei den Gliederungen der KA freudigen Widerhall gefunden hat, ist nicht verwunderlich, war sie doch seit vielen Jahren Vorkämpferin dafür.

Die KA war und ist eich auch im klaren darüber, daß in unserer Erzdiözese eine Diasporasituation besteht, daß also eine Minderheit aktiver Christen unter einer Mehrheit von Nichtchristen und Abständigen leben muß. Sie hat daher immer ihre Aufgabe erkannt, die darin besteht, mit dieser Sachlage fertig zu werden, Zeugnis zu geben für Christus in dieser Welt und zu versuchen, durch dieses Zeugnis Apostel zu sein in ihrer Umwelt. Die KA hat vom Konzil bestätigt erhalten, daß die Laien eine große Würde und Verantwortung in der Kirche haben, und das in besonderer Weise in ‘bezug auf den Dialog mit der Welt.

Wir wollen gar nicht leugnen, daß die KA in unserer Erzdiözese auch vom Geist der Unsicherheit, der allenthalben in der Kirche herrscht, angesteckt wurde. Wir glauben aber, zum Unterschied von manchen allzu Ängstlichen, daß dies nicht gefährlich ist Wir sind vielmehr der Meinung, daß das Ringen um neue Wege, um neue Formen unserer Arbeit seine Früchte bringen wird, auch wenn wir derzeit noch keine endgültigen Erkenntnisse gefunden haben. Manches ist uns freilich schon klar. Zunächst müssen wir mithelfen, alle Konzilsbeschlüsse zum Leben zu erwecken. Viele Männer, Frauen, Burschen und Mädchen haben daher schon bei der Vorbereitung für die Synode mitgewirkt und werden auch Teilnehmer an der Synode selbst sein. Nach der Synode wird es uns zukommen, darauf zu dringen, daß die Beschlüsse nicht auf dem Papier stehen bleiben, sondern verwirklicht werden. Wir müssen Nachdruck darauf legen, daß die Christen nicht in ihrem Kinderglauben stecken bleiben und ihn in der Auseinandersetzung mit der Welt verlieren, sondern daß sie gerade durch ihren Glauben und ihr Glaubenswissen befähigt sind, den Dialog mit der Welt zu führen und in der Welt zu bestehen, Hier erwachsen allen Gliederungen der Katholischen Aktion und in besonderer Weise dem Katholischen Bildungswerk große Aufgaben. Wir wissen noch nicht, wie wir sie meistern werden. Es ist uns aber klar, daß Katholiken, die vor uns gewirkt haben, Ihre christliche Welt neben der anderen Welt aufgebaut haben. Wir spüren es am eigenen Leib, daß dies falsch war, weil dadurch die Weltoffenheit der Kirche und der Christen verlorengegangen ist. Das muß also anders werden, weil es ja keine zweigeteilte Welt gibt. Hier liegt vielleicht die Aufgabe schlechthin! Wir haben gerade im Zusammenhang mit diesem Problem erkannt, daß die katholische Kirche von den erwachsenen Christen getragen werden muß. So ergibt sich die Notwendigkeit — ohne die katholische Jugendarbeit nur im geringsten vernachlässigen zu dürfen —, in Zukunft die Erwachsenenbildung mehr zu betonen als bisher. Wir glauben, dieser Aufgabe unter anderem durch die sogenannten kleinen Runden gerecht werden zu können. Freilich dürfen diese nicht zum Selbstzweck werden, sondern müssen lebendige Zellen in den Christengemeinden sein. Es ist uns weiters bewußt, daß den Pfarraus- schüssen, die bisher sicherlich viel Gutes geleistet halben, dennoch neues Leben eingehaucht werden muß. Es ist nicht bloß ein Wechsel des Wortes, wenn wir sie in Zukunft Pfarrgemednderäte nennen werden. Die Katholische Aktion allein wird nicht dieses Gremium sein. Sie wird in diesem aber, so hoffen wir wenigstens, wiederum den lebendigen Kern verkörpern. Dieser Pfarrgemeinderat wird echte verantwortungsvolle Aufgaben zugewiesen erhalten, seine Mitglieder werden aber auch echte Verantwortung zu tragen haben und müssen vor allem für den Pfarrer eine echte Hilfe und Entlastung darstellen.

Wir haben auch Sorgen, die unsere eigene Organisation betreffen. Wir sind, wie überall in Österreich, dabei, unseren eigenen Aufbau, unsere eigenen Führungsgremien neu zu überdenken und, wenn wir zu neuen Erkenntnissen gekommen sind, sie neu zu bilden. So läßt es sich nicht leugnen, daß es uns bisher nicht gelungen ist, die zahlreichen Jugendlichen, die unseren eingangs erwähnten Jugendgruppen angehören, auch nur zu einem zufriedenstellenden Prozentsatz in die Gliederungen der Erwachsenen überzuleiten. Wir wollen nicht abstreiten, daß zwischen der Katholischen Männerbewegung und der Katholischen Arbeiterbewegung offene Fragen in bezug auf Abgrenzung bestehen, daß innerhalb der Katholischen Jugend eine Klärung mancher Fragen brennend notwendig ist, und wir wollen nicht leugnen, daß es uns am geeigneten Nachwuchs von Führungskräften mangelt.

Ein ungelöstes Problem stellt schließlich die Erf assung und Betreuung der Pendler dar, die leider recht oft ihre Verbindung mit dem Herrgott und der Kirche verlieren. Schließlich kämpfen auch wir in Salzburg mit der Meinung vieler guter Katholiken, die es für nicht nötig halten, sich einer Gliederung der Katholischen Aktion anzuschließen, weil sie es als mündige Christen ablehnen, sich — wie sie sagen — organisieren zu lassen.

Eine ganz große Sorge auch der KA Salzburgs ist der Mangel an Priesterberufen. Sicherlich ist die Stellung des Priesters nach dem Konzil eine andere geworden, das Konzil hat in seinen Dekreten ein neues, anderes Pripsterbi’ld entwickelt; es muß für die KA eine verpflichtende Aufgabe sein, dafür Sorge zu tragen, daß aus ihren Reihen mög lichst viele Priester herauswachsen. Freilich wird der einzelne von Christus seihst zum Priestertum berufen, doch sollten die Gliederungen der Jugend hier „Pflanzgärten“ sein, aus denen der Herr einzelne unserer Brüder zu Seinem Dienst auswählen kann.

In einer Zeit, in der es uns an Priestern mangelt, und vor einer Zukunft, die uns wahrscheinlich einen noch größeren Priesteiman- gel bringen wird, in einer Zeit und in einer Zukunft aber, in der die Kirche Chancen hat, wie vielleicht noch nie in ihrer 2000jährigen Geschichte, wird es ganz wesentlich auf die Mitarbeit der Laien ankommen, wie diese Kirche auch in der Erzdiözese Salzburg sich erneuern und bewähren wird. Es wird daher auch an der KA liegen, ihre Aufgaben und Möglichkeiten zu erkennen und an dieser Erneuerung mitzuwirken.

Trotz vieler Sargen, trotz mancher ungelöster Probleme, trotz mancher Mißverständnisse und auch böswilliger Unterstellungen, brauchen wir nicht mutlos zu sein. Der Herr war noch immer mit Seiner Kirche, Er wird es auch in Zukunft sein. Er wird auch mit der Katholischen Aktion sein, weil wir an Ihn glauben, auf Ihn hoffen und weil wir uns mit Seiner Kirche in besonderer Weise verbunden fühlen — und weil es, Gott sei Dank, doch immer wieder Brüder und Schwestern gibt, die bereit sind, in Zusammenarbeit mit unserem Erzbischof Verantwortung für diese unsere Kirche zu übernehmen.

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