Gott beim Fußballspiel

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Gerade wenn es bei einem Fußballspiel zum Elfmeterschießen kommt, sieht man Spieler, Trainer und Zuschauer beider, sich konkurrierender Mannschaften mit völliger Hingabe zu Gott beten. Die einen beten, dass es ein Treffer wird und die anderen, dass der Ball nicht im Tor landet. Aber alle beten zum selben Gott.

Ich habe mich oft gefragt, was denn ein Mensch an Gottes Stelle wohl machen würde. Wenn er die Gebete der einen Mannschaft erhört, missachtet er damit die Gebete der anderen Mannschaft. Dies trifft jedoch nicht nur bei sportlichen Wettkämpfen zu. Auch im Alltagsleben stehen solche ambivalente Situationen auf der Tagesordnung. Jeder Arbeitssuchende will die eine ausgeschriebene Stelle haben, die Hunderte andere wollen. Alle beten zu Gott, sie mögen die Stelle erhalten. Lottospieler beten, dass gerade ihre Zahlen die richtigen sind; Firmenchefs, dass sie die eine Ausschreibung gewinnen; Bauunternehmer; dass sie den einen Auftrag bekommen usw.

Was soll dieser Gott eigentlich tun? Wenn er es dem einen recht macht, macht er es damit den anderen automatisch nicht recht. Am Einfachsten wäre womöglich, dass er sich völlig zurückzieht und sich nicht einmischt. Dann entsteht aber ein anderes Problem, denn alle beten ja zu ihm, soll er alle einfach so ignorieren? Kann Gott einfach so ignorant sein? Und wenn das so ist, dann bräuchte man ihn wegen nichts mehr zu fragen, da er ja ohnehin alles ignoriert!

Ich bin gespannt wie meine Kolumnen-Kolleg(inn)en dies aus ihrer religiösen Tradition sehen: Bringt der Mensch durch seine Bittgebete Gott zum Handeln? Und wenn ja, wie meistert Gott widersprüchliche Gebete und Wünsche, ohne die Menschen zu ignorieren? Und sollte er das eine Gebet erhören, dafür aber hundert andere ignorieren, nach welchen Kriterien trifft er so eine Entscheidung?

* Der Autor leitet an der Uni Münster d. Zentrum f. Islam. Theologie

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