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Ökumenische Sommerakademie Kremsmünster über das "Branding" mit Gott.

Es gibt Worte, die man besser nur mit Vorsicht in den Mund nehmen sollte, "große Worte", die ein Riesengepäck an Bedeutungen mit sich tragen, das bei den Benützern leicht für Verwirrung sorgt. Das Wort "Gott" ist, wenn schon nicht das größte, dann doch eines der schwierigsten dieser "großen Worte". Wer es benützt, will damit häufig signalisieren, dass mit diesem Wort das letzte Wort in der betreffenden Angelegenheit gesprochen ist, und schielt auf Letztbegründung und Absolutheitsanspruch für die eigene Position. Doch was ist Gott? Und was Gottes Wille? In den letzten Jahrhunderten europäischen Denkens ist die Berufung auf diese Letztinstanz immer mehr abgekommen. Zuviel Missbrauch wurde damit getrieben. Spätestens seit dem Ende des II. Weltkriegs meinte man, dass zusammen mit der Industrialisierung auch eine weltweite Säkularisierung einsetzen würde, sodass das Phänomen Religion und damit der Gebrauch des Wortes "Gott" allmählich verschwinden würde.

Der unverschwundene Gott

Doch das hat sich als Irrtum erwiesen. In den sozialen und politischen Turbulenzen der Globalisierung wird das Wort "Gott" immer häufiger gebraucht. Politiker motivieren Machtansprüche, Religionsführer begründen damit ihre Kulturkritik, Gewalttäter berufen sich auf den Willen Gottes. Und dann gibt es wieder Menschen, die ihre Lebensentwürfe mit diesem Wort rechtfertigen, solche, die den Anspruch erheben, dass sie allein das wahre Wort Gottes verkünden, und PR-Leute, die mit den Resonanzen dieses Wortes ihr Publikum motivieren möchten.

"Gott" ist sozusagen ein Markenartikel geworden, den die verschiedensten Unternehmungen für ihre Identitätspolitik benützen. Nicht wenige der transnationalen Firmen wenden für die Bewerbung ihrer Marke bedeutend mehr Geld als für die Produktion des Artikels selbst - "Branding" ist wichtig in den unsicheren Identitätsverhältnissen einer globalen Kommunikation. So kann man den Eindruck erhalten, dass auch die großen religiösen Institutionen gelegentlich versuchen, weniger durch ihre Handlungen und Haltungen als durch "branding" mediales Interesse zu wecken. Das hat in den verschiedenen Regionen der Erde ganz unterschiedliche Formen; reicht von katholischen Weltjugendtreffen über islamische Fernsehprediger mit Pop-Appeal bis zu evangelikalen TV-Programmen.

Gott als Vokabel

Die 9. Ökumenische Sommerakademie in Kremsmünster hat diese Turbulenzen in den Fokus genommen. Die Marke Gott - zwischen Bedeutungslosigkeit und Lebensinhalt heißt das Thema, zu dem vom 11. bis 13. Juli namhafte Referent(inn)en Stellung nehmen. So stellt der Tübinger Dogmatiker Bernd Jochen Hilberath die Grundzüge des christlichen Gottesbildes dar, die Soziologin Marianne Grönemeyer wirft ein kritisches Auge auf die Sinn-Strategien einer säkularen Gesellschaft. Gott als Vokabel im Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft thematisieren Hamideh Mohagheghi, Vorstandsvorsitzende der Muslimischen Akademie in Deutschland und der Erfurter Theologe Jürgen Manemann.

Die neue religiöse Unübersichtlichkeit fassen die Tilburger Theologin Saskia Wendel, der Berliner Theologe Wolf Kröttke und die Linzer Religionspädagogik Ilse Kögler ins Auge. "Gott" aber ist auch ein Vokabel der Erfahrung - thematisiert vom namhaften evangelischen Theologen Fulbert Steffensky.

Anmeldungen, Infos:

ORF Oberösterreich, Tel: 0732/6900-24813, landesdirektion.ooe@orf.at; http://religion.orf.at

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