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In Gelsenkirchen wurde vergangene Woche Europas modernstes Fußballstadion eingeweiht. Es gehört dem Traditionsverein Schalke 04. Der Fußball hat im Ruhrgebiet eine große Tradition. Schalke aber verkörpert den Ruhrgebietsfußball schlechthin.

Dieser Verein war immer schon eine Art Religion. Zwischen Mannschaft und Fans besteht seit jeher eine besondere Schicksalsgemeinschaft, in guten wie in schlechten Zeiten.

Als in der vergangenen Saison die deutsche Meisterschaft nur knapp verfehlt wurde und wieder einmal an Bayern München ging, flossen "auf Schalke" Tränen. Trainer und Vereinsführung haderten mit "dem Fußballgott", der offenbar ein Bayer sein müsse. Nun könnte sich das Blatt vielleicht wenden. In den Katakomben des neuen Stadions, nicht weit von den Umkleidekabinen der Stars entfernt, lädt ein ökumenischer Andachtsraum zum Gebet ein. Künftig sollen hier auch Trauungen oder Taufen stattfinden. Die Idee zu dieser Kapelle, die mit Zustimmung der evangelischen und der katholischen Kirche eingerichtet wurde, hatte der Klub.

Die Kirchen wagen einen riskanten Schritt, besteht doch die große Gefahr, dass Schalkefans den Gott der Bibel mit dem Fußballgott verwechseln. Das Verbot, den Andachtsraum mit königsblauen Schalke-Symbolen zu betreten, wird allein kaum reichen, den Unterschied zwischen beiden einzuschärfen und sich vor religiöser Vereinnahmung zu schützen. Dabei macht es durchaus Sinn, in einem Fußballstadion den gekreuzigten Gott zu verkündigen, der äußerlich betrachtet nicht auf der Straße der Sieger, sondern der Verlierer gewandelt ist. In den Arenen des Imperium Romanum starben Christen für ihren Glauben. Davon kann bei heutigen Fußballstars keine Rede sein. Sie schinden sich für Ruhm und vor allem für viel Geld. Ob wohl auch sie gelegentlich die Kapelle aufsuchen werden?

Ulrich H. J. Körtner ist Professor für Syste-matische Theologie H.B. an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

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