Hamas sitzt im Gazastreifen weiterhin fest im Sattel

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Die Macht der radikal-islamischen Hamas-Organisation überdauert im Gazastreifen Krieg und Blockade. Die Leidtragenden sind die Menschen, ihnen fehlt es am Nötigsten.

Seit drei Jahren herrscht eine Blockade über den Gazastreifen, nachdem die Hamas im Juni 2007 nach blutigen Kämpfen mit der Fatah die Kontrolle übernommen hat. Israel und Ägypten lassen nur noch elementare Hilfsgüter durch. Erst im Juni diesen Jahres wurde die Blockade auf internationalen Druck hin gelockert.

Dennoch ist die humanitäre Situation in Gaza prekär. Fabrice Bossolini von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen schätzt, dass es bei etwa 150 Medikamenten einen kritischen Engpass gibt, bedingt durch die Blockade. Zudem herrscht chronische Unterversorgung mit Strom. Erst letzten Samstag musste das einzige Kraftwerk in der palästinensischen Stadt Gaza wegen Treibstoffmangels abgeschaltet werden. Pro Tag gibt es nur zwischen sechs bis acht Stunden Strom. Unter diesen Umständen ist es kaum möglich, die Gesundheitsversorgung in den Krankenhäusern in Gaza aufrechtzuerhalten, klagt Bossolini.

Arbeitslosigkeit als Hauptproblem

Von palästinensischer Seite wird geschätzt, dass rund 100.000 Arbeitsplätze durch die Blockade verloren gingen. Es gibt keine akute Lebensmittelkrise, aber durch die hohe Arbeitslosigkeit und Armut können auch vorhandene Waren häufig nicht gekauft werden. Besonders wichtig wären Baumaterialien zum Wiederaufbau von zerstörten Gebäuden.Israel weigert sich jedoch, die notwendigen Materialen durchzulassen, da sie zum Bau militärischer Anlagen gebraucht werden könnten.

Trotz dreijähriger Blockade ist die Hamas jedoch nicht geschlagen, im Gegenteil. Sie hat es geschafft, dass in Gaza die Straßen sauberer sind und die Kriminalität zurückging. Geld bekommt die Organisation, indem sie Abgaben auf die Schmuggelgüter erhebt, die durch Grenztunnel aus Ägypten kommen. Zudem erhält sie Finanzhilfe aus arabischen Staaten und dem Iran. Die wenigen Arbeitsplätze, die es gibt, werden von der Hamas besetzt und bezahlt. Den loyalen Mitgliedern und Sympathisanten geht es besser als anderen im Gazastreifen. Die Hamas selbst behauptet, dass die Blockade sie gestärkt hätte, die Verantwortlichen für die Situation sieht die Bevölkerung in Israel, der Fatah und der internationalen Gemeinschaft. Die Nachteile trägt die Bevölkerung, deren Situation sich auch nach der Lockerung der Blockade kaum verändert hat.

Auch der Abzug der israelischen Siedler und Soldaten aus Gaza vor fünf Jahren nützt ideologisch der Hamas. Argumentiert wird, dass durch anhaltende Gewalt Israel in die Knie gezwungen wurde und das dies der einzig erfolgreiche Kurs sei.

Doch innerhalb der Hamas herrscht keineswegs Einigkeit. Während der gemäßigte Flügel auf Verhandlungen, sowohl mit der Fatah als auch mit Israel, setzt sind die radikaleren Teile der Meinung, dass einzig Gewalt gegen die israelische „Besatzung“ helfe. Viele Anhänger sind bereits abgewandert, teils zu radikaleren Bewegungen. Gegen ihre Kritiker, auch innerhalb der eigenen Reihen, wendet die Hamas Gewalt an um sie zum schweigen zu bringen.

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