Handbuch für Österreich

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"Für die Christen beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit." So lapidar informiert das eben erschienene "Handbuch für Deutschland" seine Leserinnen und Leser. In einer Auflage von 80.000 Stück wird dieses Handbuch gratis verteilt. Es soll ausdrücklich "ein Geschenk für neue Einwanderer" sein, betont die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck von den Grünen, "ein kleines Zeichen, das ihnen sagt: Sie sind bei uns willkommen." Landeskunde, Sitten und Bräuche, Recht und Politik: alles an Information wird geboten, was eine Orientierung im Alltagsleben erleichtert.

In Österreich hat zwischen 1998 und 2001 die Zahl derer, die die Zuwanderung beschränken wollen, von 59 auf 77 Prozent zugenommen. Am ehesten wird noch der Zuzug von Fachkräften befürwortet, deutlich abgeschlagen der von Flüchtlingen (Befürwortung bloß 18 Prozent). Zuwanderung findet auch als Mittel, den Bevölkerungsrückgang zu bremsen, keine Zustimmung. Besonders Personen mit niedriger beruflicher Stellung, weniger Einkommen und niedrigerer Bildung sind der Meinung, dass Österreicherinnen mehr Kinder bekommen sollten. Aber auch den bereits im Land wohnenden Ausländern und Ausländerinnen begegnet die Bevölkerung mit zunehmender Reserviertheit. Von gut einem Drittel wird jede politische Partizipation von ihnen abgelehnt, und satte 77 Prozent fordern, dass sich die Ausländer und Ausländerinnen besser an den einheimischen Lebensstil anpassen sollten.

Dass Integration aber keine Einbahnstraße ist, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Wenn vor der Realität der Zuwanderung nicht aus ideologischen Gründen die Augen verschlossen werden, muss sich auch die Gastgesellschaft darauf einstellen. Ein mehrsprachiges "Handbuch für Österreich" als Begrüßungsgeschenk wäre ein gutes Signal.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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