Europa wird auseinanderbrechen, daran besteht kein Zweifel. Geologen haben errechnet, dass sich ausgerechnet an der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich der Kontinent entlang des Rheingrabens teilen wird. Schuld daran ist äußerer Druck, verursacht dadurch, dass Afrika nach Norden driftet.
Ein passendes Bild für den derzeitigen Zustand der eu? Nach dem gescheiterten Gipfel von Brüssel steht fest: Der Verfassungsvertrag befindet sich im "Wachkoma", die Union braucht eine Denkpause bis Mitte 2007. Wird bloß das Begräbnis hinausgeschoben?
Die Kirchen unterstützen das Projekt Europa von Anfang an. Sie haben es immer als Friedensprojekt verstanden und definieren deshalb die eu als eine Wertegemeinschaft, die "weit über den Rahmen einer bloßen Wirtschaftsgemeinschaft hinausgeht" - so das Ökumenische Sozialwort. Trotz der jetzigen Krise bleiben die Kirchen Europas dabei: Der Verfassungsvertrag ist ein Mittel, "Europa nach gemeinsamen Werten aufzubauen und zu gestalten", und insofern ein Fortschritt. So hat es die Konferenz europäischer Kirchen (kek), in der 125 anglikanische, orthodoxe und protestantische Kirchen vereint sind, formuliert. Die Anliegen der Menschen, die hinter Referenden in Frankreich und den Niederlanden standen, müssen gehört werden. Sie stellen eine Aufforderung dar, die Debatten über Europa auch in den Kirchen zu intensivieren und so einen Beitrag für den Aufbau eines demokratischen und vereinten Europa zu leisten, mit dem sich seine Bürger/innen identifizieren können. Wird die Zeit bis 2007 reichen? Ich denke, dass jetzt Geduld angesagt ist, aber auch Beharrlichkeit und Mut. Das geologische Auseinanderbrechen gibt uns Zeit genug. Erst in rund 50 Millionen Jahren wird Heidelberg am Meer liegen.
Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.
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