"Heiliger Newcomer": Wie ein Splitter vom Kreuz Jesu nach Südspanien kam
Die wenigsten haben jemals von Caravaca de la Cruz gehört. Dabei ist es einer der wichtigsten Pilgerorte der katholischen Kirche. In diesem Jahr feiert die südspanische Ortschaft erneut ein Heiliges Jahr.
Die wenigsten haben jemals von Caravaca de la Cruz gehört. Dabei ist es einer der wichtigsten Pilgerorte der katholischen Kirche. In diesem Jahr feiert die südspanische Ortschaft erneut ein Heiliges Jahr.
Der letzte Kilometer durch die engen Altstadtgassen von Caravaca de la Cruz fällt Jose Mari Ardanaz Ezcurdia schwer. Auf dem mittelalterlichen Torbogenplatz muss sich der Pilger durch eine Truppe angeheiterter Tempelritter kämpfen. Danach versperrt eine Gruppe feiernder und bewaffneter muslimischer Soldaten den Weg. Die staubige Schotterpiste hinauf zur Festungsanlage, in der sich sein Ziel, die Königliche Basilika des Wahren Kreuzes befindet, ist steil, lang und volle Menschen, die Spalier für das „Weinpferderennen“ stehen. Die „caballos del vino“ sind mit Federn und prachtvoll verzierten Mänteln geschmückt. Beim Pferderennen, das jedes Jahr Zigtausendeb Besucher anzieht, sprinten vier Männer, die sich an der Seite der Pferde festhalten, mit den Tieren unter Jubelrufen durch die Menschenmenge den Festungshügel hinauf. Der Legende nach hat diese Tradition ihren Ursprung im 13. Jahrhundert.
Zusammen mit den prachtvollen Prozessionen und Kämpfen zwischen „Christen und Mauren“, welche die damaligen Religionskriege in der Region nachspielen, ist das Pferderennen Teil der jährlichen Festlichkeiten, die im Mai und im September zu Ehren des Wahren Kreuzes stattfinden, wegen dem auch Jose Mari nach Caravaca gekommen ist.
Reliquie des Christus-Kreuzes
Der Pilger aus dem nordspanischen Pamplona ist begeistert von der Feststimmung. „Gefühlt ist hier jeder als Maure oder Christ verkleidet, in Musikgruppen engagiert. Die Prozessionen gehen bis zwei Uhr morgens. Um neun Uhr sind alle wieder in der ersten Morgenmesse.“ Er ist aber auch ein wenig überwältigt von den Menschenmassen.
Während sich tausende Pilger auf dem spanischen Jakobsweg zum Apostelgrab in Santiago de Compostela auf die Füße traten, war er eine Woche lang fast ganz alleine auf dem Levante-Pilgerweg im Hinterland der spanischen Mittelmeerküste nach Caravaca de la Cruz unterwegs.
Eigentlich verwunderlich, schließlich gehört die mittelalterliche Kleinstadt bei Murcia zu den wichtigsten Wallfahrtsorten der katholischen Kirche. Hier befindet sich in der Basilika eine der weltweit bedeutendsten Reliquien des Christus-Kreuzes. Das doppelarmige Brustkreuz mit zwei Zahnstocher großen Holzsplittern trägt den Namen „Vera Cruz“ (Wahres Kreuz). Neben Rom, Jerusalem, Santiago de Compostela und dem ebenfalls spanischen Santo Toribio de Liébana ist Caravaca de la Cruz deshalb einer der fünf Pilgerorte auf der Welt, der ein „Heiliges Jahr“ feiern darf. Und in diesem Jahr ist es wieder so weit.
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