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Heizt der Vatikan den Kessel?

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El s mangelt wahrlich nicht an Problemen, mit denen der J schwarze Erdteil und damit auch die dort lebenden Katholiken konfrontiert sind: Armut, Hunger, Kriege und Konflikte (in denen neben sozialen Differenzen auch religiöse Gegensätze, vor allem zwischen Islam und Christentum, eine wachsende Rolle spielen), Aids, Bevölkerungswachstum, Verletzungen der Menschenrechte und demokratischer Spielregeln.

Von diesen Themen war aber im Vorfeld der Afrika-Synode, die am 10. April in Rom beginnt und vier Wochen dauern soll, relativ wenig die Rede. Da ging es mehr um andere Fragen: Warum diese Synode in Rom und nicht in Afrika stattfinde? Ob der Vatikan die Afrikaner nicht zu sehr bevormunde? Wie die Synodenteilnehmer ausgewählt werden?

Papst Johannes Paul II. hat die Afrika-Synode am 6. Jänner 1989 einberufen, seither laufen die Vorbereitungen. Der nigerianische Theologe Ikechukwu Ani, der unlängst in Wien referierte, machte aus dem „Unbehagen" über die Vorgangsweise vor dieser Synode kein Hehl. Was die Afrikaner ursprünghch, und zwar erstmals 1962, wollteri, sei ein „Afrika-Konzil" gewesen. Uber die Einberufung eines solchen Regionaloder Partikularkonzils (das im neuen Kirchenrecht möglich ist), konnte aber keine Einigung erzielt werden. So kommt es nun zur Bischofssynode, die ein kollegiales, aber nur beratendes Organ unter dem Vorsitz des Papstes darstellt. Aber vielleicht, so Ani, könne die Synode ein „notwendiger und heilsamer Schritt" auf dem Weg zu einem echten afrikanischen Konzil sein.

Kritisch sieht der nigerianische Theologe auch die vorbereitenden Texte. Während Rom sich zufrieden über das große Echo seitens der Bischöfe auf die „Lineamenta" äußerte, bemängelt Ani, daß viele Priester und Gläubige zu diesem Vorbereitungspapier nicht Stellung nehmen konnten, weil sie nichts davon hörten. Und das nun ausgearbeitete Arbeitspapier, das „Instrumen-tum laboris', habe einen falschen Ansatz. Es gehe nicht von der Realität Afrikas aus, um auf die Probleme und Fragen eine christliche Antwort zu suchen, sondern Afrika solle anscheinend die europäisch beziehungsweise „römisch" geprägte Theologie und Lehre „übergestülpt" werden. Tatsächlich enthält das Papier unter 171 Zitaten keine einzige Stimme aus Afrika.

Das Anliegen dieser Synode geht aus ihrem Titel hervor: „Die Kirche in Afrika und ihre Mission der Evan-gehsierung im Hinblick auf das Jahr 2000 - ,Ihr werdet meine Zeugen sein' (Apg 1,8)". Das Hauptthema lautet Evangelisierung, die weiteren wichtigen Einzelthemen sind: Inkulturation, Dialog, Gerechtigkeit und Frieden und die sozialen Kommunikationsmittel. Ikechukwu Ani warnt dabei davor, das Thema „Inkulturation" nur mit der Zulassung einiger afrikanischer Riten (für Zaire ist das bereits geschehen) gleichzusetzen.

Natürlich bergen alle Themen der Synode eine Menge Sprengstoff, vrie weit aber Kontroversielles zur Sprache kommen wird, ist angesichts der Begleitumstände dieser Synode fraglich. Denn die Teilnehmer werden nicht wie bei Versammlungen der Bischöfe Lateinamerikas großteils frei gewählt, sondern in diesem Fall von Rom bestimmt. Nicht nur Ani fragt sich da, wie weit hier noch von einer „afrikanischen" Synode gesprochen werden kann.

Rom eng verbundene Kardinäle und Bischöfe aus Afrika weisen solche Kritik zurück. Die Synode spiele sich „im afrikanischen Kessel' ab. Der Eindruck, daß dieser Kessel vom Vatikan geheizt- wird, scheint aber nicht ganz falsch zu sein.

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