Heldinnen des Alltags im Rampenlicht

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Hanke Cakoni, Zenebu Tulu und Pattie Skeen stammen aus verschiedensten Winkeln dieser Erde und doch haben sie eines gemeinsam: Sie alle sind "Frauen dieser Welt".

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Hanke Cakoni, Zenebu Tulu und Pattie Skeen stammen aus verschiedensten Winkeln dieser Erde und doch haben sie eines gemeinsam: Sie alle sind "Frauen dieser Welt".

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Hanke Cakoni war berufstätig. Ihr Arbeitsplatz fiel der Privatisierung der albanischen Wirtschaft zum Opfer, seither geht sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nach. Nein, sie frönt keinem künstlerischen Hobby, sie geht auch nicht ins Fitneßcenter. Sie betreut vielmehr den ganzen Tag ihren behinderten Sohn Eli.

"Frauen dieser Welt" widmet sich ganz den Heldinnen des Alltags. Frauen aus 21 Ländern erzählen in Interviews von ihrem Leben, ihren Träumen, Hoffnungen und Sorgen. Sie stammen aus reichen Industriestaaten, krisengeschüttelten Ländern, aus dem Postkommunismus, oder aus Entwicklungsländern und doch ist ihnen so vieles gemeinsam: Sie sorgen sich um ihre Kinder, sind auf das Wohlergehen ihrer Familien bedacht und wollen auch sich selbst verwirklichen, nur eben auf die unterschiedlichste Art und Weise. Während die eine ganz in der Erziehung ihrer Kinder aufgeht, träumt die andere, die schon größere Kinder hat, von einer eigenen Schneiderei.

Über die wunderschönen, ausdrucksstarken Farbfotos hinaus besticht das Buch durch seine Natürlichkeit und Lebensnähe: Keine der Frauen, die ihr Leben vor uns ausbreiten, ist eine dieser Herzeigefrauen, dieser Powerfrauen, die sonst herangezogen werden, um zu demonstrieren, wie stark das schwache Geschlecht schon geworden ist. Ganz im Gegenteil berichten viele der Frauen, daß in ihrer Heimat Frauen immer noch Menschen zweiter Klasse sind. Andere sind gesetzlich den Männern gleichgestellt, wissen aber, daß sich in der Praxis noch kaum etwas geändert hat. Doch einigen unter ihnen ist auch ihr eigener Mann zu einer wichtigen Stütze geworden, weil er sie, oft unter dem Gespött der Nachbarschaft, wie eine gleichberechtigte Partnerin behandelt.

Neben den einzelnen Frauenporträts finden sich auch statistische Zahlen zu jedem Heimatland und eine Kurzbeschreibung der Situation der Frauen. Die Reporter, die die einzelnen Beiträge in Wort und Bild gefaßt haben, erzählen außerdem noch kuriose Geschichten am Rande, oder beschreiben ihre eigenen Eindrücke von Land und Leuten.

Verstreut zwischen den Frauenporträts finden sich kurze Statements der einzelnen Frauen zu Themen wie "Frauen und Ehe", "Frauen und Arbeit" oder "Frauen und Ernährung" und viele mehr. Auch diese sind durch viele farbenprächtige Aufnahmen veranschaulicht und gewähren Einblick in völlig verschiedene und oft sehr fremd anmutende Kulturen.

Obwohl ohne die meist unbezahlte Arbeit der rund 3 Milliarden Frauen auf der Welt keine Gesellschaft funktionieren und keine Familie existieren könnte, führen die meisten dieser Frauen ein Dasein im Schatten der Männer. "Frauen dieser Welt" rückt sie ins wohlverdiente Rampenlicht.

Frauen dieser Welt Von Peter Menzel und Faith D'Aluisio, aus dem Englischen von Eva Dempewolf, Frederking und Thaler Verlag, München, 1997, 256 Seiten, 375 Farbfotos, 21 Karten, gebunden mit Schutzumschlag, öS 423,

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