Hilfe für Kinderlose

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Die Bibel kennt viele Geschichten von Frauen, die unfruchtbar sind und gesegnet werden durch ein Kind, das Gott ihnen schenkt. Unfruchtbare Frauen leiden in einer Welt, die den Wert der Frau an der Zahl ihrer Kinder mißt und Gott erhört ihr Wehklagen. Eltern, die sich Kinder wünschen, suchen Hilfe. Die Medizin heute kann helfen. Nicht immer, oft unter größten Leiden. Aber sie gibt die Hoffnung auf Hilfe.

Durch medizinische Hilfe geschenkte Kinder sind noch immer geschenkte Kinder. Aber nicht auch bestellte, etwa nach Katalog? Meine Patientinnen sind oft sehr zufrieden und erbitten Samen vom gleichen Spender nochmals, sagt ein Arzt. Rassenreinheit, Genies nach Katalog?

Eltern wollen Kinder. Wollen sie Kinder, oder wollen sie sich als Eltern, als Mutter? Manchmal gibt es Gründe, darüber nachzudenken. Kinder als Mittel der Selbstverwirklichung. Was macht einen Mann aus? Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen. Wie vielen Frauen fehlt zum Lebensglück nur mehr eines, das Kind? Es darf aber doch wohl nur um die Kinder gehen. Kinder dürfen nie Instrumente werden, in keiner Weise.

Es scheint dazu auch so etwas wie eine psychische Immunität gegen Schwangerschaft zu geben. Dann wäre die künstliche Befruchtung das Austricksen der latenten Ablehnung der Schwangerschaft.

Die Sache ist also nicht so einfach. Seriöse Praxen für Reproduktionsmedizin (ist nicht auch dieses Wort schon fürchterlich?) bemühen sich daher auch um gründliche psychologische Beratung und Betreuung.

Sicher darf man nicht simpel technikfeindlich argumentieren und sicher nicht mit dem Konzept des "Natürlichen", bzw. "Unnatürlichen". Dann lehnt man sich gegen jede Medizin auf. Und das Leid der Kinderlosigkeit darf in keiner Weise mißachtet werden.

Aber daß es hier Fragen gibt, die gestellt werden müssen, daß die Vorstellung des Geschenkes durch die Theorie des Machbaren ersetzt wird, daß das Leben selbst machbar zu werden scheint, daß Menschen instrumentalisiert werden können, daß Kinder zu Instrumenten elterlicher Wünsche gemacht werden können in bisher nicht geahnter Weise, sollte bedacht werden.

Das sollte bedacht werden, wenn über öffentliche Hilfe für Reproduktionsmedizin nachgedacht wird.

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