Hoffen auf ein Wunder

Werbung
Werbung
Werbung

Die jüngste Entwicklung in Israel/Palästina ist schockierend: aus menschlichen, aber auch aus politischen Gründen. Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon will Yassir Arafat so lange demütigen, bis er von den eigenen Leuten entmachtet wird. Dann will Sharon entweder mit einem zugänglicheren PLO-Führer verhandeln oder das Projekt eines Palästinenserstaates zu Fall bringen. Diese Politik ist arm an Phantasie und außergewöhnlich reich an Risken.

Arafat ist an dieser Entwicklung sicher nicht schuldlos. Er hat allzu lange den brutalen Terror radikaler Palästinensergruppen nur lax bekämpft und immer wieder gepokert und laviert. Aber es war andererseits unrealistisch von Israel, ihn für jeden Terrorakt persönlich verantwortlich und weitere Verhandlungen von einer mehrwöchigen Ruhe abhängig zu machen: So konnte jeder Gegner Arafats (und er hat ihrer im eigenen Lager genug) jede neue Verhandlungsrunde verhindern.

Die Palästinenser warten seit 54 Jahren auf den ihnen von der UNO versprochenen eigenen Staat. Lange hatte Israel gute Gründe, einen solchen zu verweigern. Aber nach Friedensschlüssen mit Ägypten und Jordanien und einem offiziellen Verhandlungsstart mit den Palästinensern hätte der Stärkere im eigenen Interesse Großmut zeigen müssen. Aber Israel verhandelte jahrelang kleinlich, hinhaltend, oftmals provokant. Die Reaktionen der Gedemütigten wurden immer brutaler. Das Ergebnis ist bekannt: eine Sackgasse des Grauens. Die Vorstellung, dass ein Arafat-Nachfolger die Autorität hätte, einen fairen Friedensvertrag mit Israel auszuhandeln, ist absurd. Eine Zerstörung der palästinensischen Alibi-Autonomie aber würde nichts als neuen Terror hervorrufen.

Einen Ausweg böten zwei Möglichkeiten: ein UN-Schlichtungsmandat, das beiden Seiten das Gesicht wahren helfen würde, oder eine energische Intervention der USA zum Schutz legitimer Interessen beider Seiten. Washington aber hat jüngst im Sicherheitsrat eine UN-Beobachtergruppe durch ein Veto niedergestimmt. Bleibt derzeit nur das Hoffen auf ein Wunder. Wieviele Weihnachtswunder hat die Welt noch gut?

Hubert Feichtlbauer ist freier Publizist und Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung