Hoffnung ohne Hoffnung

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"Habt Ihr gehört, bei uns ist unerwartet Frieden ausgebrochen!" Der Kollege klingt spöttisch und aufgeregt zugleich. Tatsächlich hatte sich Überraschendes getan. Ausgerechnet nachdem Avigdor Lieberman als neuer israelischer Verteidigungsminister vereidigt worden war. Der bisher als Scharfmacher aufgetretene Parteichef von "Unser Haus Israel" und Netanjahu erklärten unisono ihre Bereitschaft zu Friedensverhandlungen inklusive der Zwei-Staatenlösung mit den Palästinensern.

Gerade rechtzeitig vor den Nahost-Friedensverhandlungen in Paris, zu denen die französische Regierung 28 Staaten geladen hatte, allerdings vorerst ohne Israelis und Palästinenser. Aber nein! Netanjahu bezog sich nicht darauf, sondern auf eine arabische Initiative. Paris lehnte er als chancenlos ab. Die von ihm ins Spiel gebrachte arabische Initiative ist bereits 14 Jahre alt und wurde bis dato von ihm mit Nichtbeachtung bedacht. Drängt sich der Verdacht auf, dass sie nun lediglich dazu benutzt werden sollte, die Bedeutung der Paris-Konferenz herunterzuspielen. Tatsächlich scheinen Israelis und Palästinenser von ernsten Verhandlungen so weit entfernt wie wohl nie zuvor. Das gegenseitige Misstrauen ist immens. Auch das Misstrauen der Israelis in EU, UN und Großmächte. Gewalt beherrscht den Alltag.

Der israelische Siedlungsbau in den besetzten Gebieten macht einen Palästinenserstaat mit jedem Tag unwahrscheinlicher. Die Palästinenser sind gespalten, in Fatah und Hamas. Ihr Präsident Abbas vermeidet seit Jahren Wahlen. Trotzdem: Der Kollege war nicht nur spöttisch, sondern auch aufgeregt. Wie viele Israelis mit ihm. Denn die Hoffnung, dass ausgerechnet das Hardliner-Duo Netanjahu-Lieberman die vielen Kritiker widerlegen und eine unerwartete Initiative starten könnte, die gibt es. Wenn sie sich erfüllt, wäre es allerdings eine sehr große Überraschung.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten

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