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„Humanae vitae” in Kurzform
DIE ENZYKLIKA IN DER DISKUSSION. Eine orientierende Dokumentatlon zu „Humanae vitae”. Herausgegeben von Franz B ö c k 1 e und Cart H o 1 e n s t el n, in Verbindung mit Publizisten und Theologen aus verschiedenen L&ndern. Johannesverlag, Einsiedeln Zürich, Köln 1968. 206 Seiten, S 15.20.
Enzykliken sind schon viele ge- schrieben worden. Aber noch keine hat eine so spontane weltweite Re- aktion hervorgerufen wie „Humanae vitae”. Mag der Inhalt anderer Enzykliken von Fačhtheologen dis- kutiert und kommentiert worden sein, die breite öffentlichkeit blieb meist davon unberührt, die wenigen Enzykliken, die sich mit sozialen Fragen befaßten, ausgenommen. Diesmal hat der Papst sich zu einer Frage geäußert, die vor allem die- jenigen trifft, die in einer immer mehr und mehr säkularisierten Welt das Idealbild einer christlichen Ehe verwirklichen wollen. Die Reaktion war deshalb so spontan, weil viele ihr Glaubenswissen durch Lek- türe theologisčher Literatur und durch die Teilnahme an theologi- schen Laienkursen die moraltheolo- gische Diskussion über die Geburten- kontrolle mitverfolgt haben und sich auf diese Weise ein eigenes mündi- ges Urteil bilden konnten, so daß, wie der Schweizer Pastoraltheologe A. Müller feststellt, „sich ein ganz neuer, erstmaliger, in der neueren Kirchengeschichte noch nie dagewe- sener Fall” abzeichnete, „daß näm- lich in der Kirche einem päpstlichen Lehrschreiben schlicht und einfach die Zustimmung und Gefolgschaft versagt wind” (S. 75). Es ist gut, daß vor alien kritischen Beiträgen der voile Wortlaut der Enzyklika ab- gedruckt wurde, damit niemand in Versuchung kommt, diesen zu über- gehen oder zu ignorieren.
Einer der proflliertesten deutschen Moraltheologen, Franz Böckle, be- schließt die Dokumentation mit einem grundsätzlichen Beitrag über die Autoritfitsfrage und über den Naturbegriff. Wenn der Papst in seiner Botsčhaft an den 82. Deutschen Katholikentag in Essen (8. September 1968) gesagt hat: „Möge die lebhafte Diskussion, die Unser Rundschreiben entfachit hat, zu einer besseren Erkenntnis des Willens Gottes führen”, so hat er zumindest eine sačhliche und ver- antwortungsvolle Diskussion nicht verboten. Niemand möge daher päpstlicher als der Papst sein wollen, damit nicht eintrete, was der be- kannte Mediziner und Theologe Marc Oraison befürchtet: „Wenn man das als Offenbarung hinstellt, was nicht geoffenibart 1st, bringt man die Kirche. den Nachfolger des Petrus und die Nachfolger der Apostel in Mißkredit und führt die Menschen unserer Zeit dazu, sich von der Kirche zu lösen” (S. 98).
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