Ledóchowska - © Maria Sorg

Ihre Worte formen eine bessere Zukunft

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Journalistin, Netzwerkerin, Ordensgründerin: Maria Theresia Ledóchowska, die sich gegen Sklaverei und für Menschenrechte in Afrika einsetzte, verstarb vor hundert Jahren.

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Journalistin, Netzwerkerin, Ordensgründerin: Maria Theresia Ledóchowska, die sich gegen Sklaverei und für Menschenrechte in Afrika einsetzte, verstarb vor hundert Jahren.

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Erst Festgottesdienst, dann Symposium. Darauf folgen Kunstaktionen, ein Theaterstück. Schwester Ursula Lorek hat alle Hände voll zu tun. Die gebürtige Polin hilft mit, ihre Ordensgründerin hundert Jahre nach deren Tod einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Unterstützung kommt von der Katholischen Aktion Salzburg und Professor Alfred Winter, einem geschickten Brückenbauer, bei dem die organisatorischen Fäden in den kommenden drei Jahren zusammenlaufen. „Unsere Gründerin ist ein Vorbild. Damals wie heute“, sagt Lorek. In ihrem hellgrauen Ordensgewand und dem Kreuz an der hellroten Kordel führt sie durch Maria Sorg und damit durch jenes Anwesen, das Maria Theresia Ledóchowska 1897 erworben hat, um mit anderen Frauen im Sinne Christi für Freiheit und gegen die Gräuel der Sklaverei in Afrika zu kämpfen.

Doch wie kommt es, dass sich eine 1863 geborene Loosdorferin (NÖ) derart gegen die Missstände auf einem ihr unbekannten Kontinent auflehnt, den sie noch dazu niemals selbst betreten soll? Immerhin gibt die Adelige ein bequemes Leben auf; viel lieber als Komfort und Sicherheit nutzt sie ihren Status und Netzwerke. Reden ist ihr nicht genug. Sie will sich für Notleidende einsetzen. Schwester Ursula Lorek hat für das beachtliche Verhalten eine Erklärung: „Als Hofdame kommt sie in die Salzburger Residenz und dort mit den Missionsproblemen in Afrika in Berührung. Die Bilder und Erzählungen haben sie offenbar nicht nur berührt, sondern wirklich tief erschüttert.“

Evangelium der Freiheit

Das Ergebnis: Ledóchowska kehrt dem feinen Leben endgültig den Rücken und widmet sich der Missionsarbeit. Mit Erfolg. Bei allem Tun stellt sie immer klar, dass sie ihre Arbeit für die Menschen macht – und für Christus, dessen Vorbild sie es gleichzutun versucht. Begeistert, beseelt und mit der Unterstützung einflussreicher Kirchenmänner gründet sie die Petrus-Claver-Sodalität, benannt nach einem Ordensmann, der sich ebenfalls intensiv um Opfer der Sklaverei in Afrika kümmert. Ihr Werk nimmt auch organisatorisch Form an.

Was sie im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert beginnt, führen die Missionsschwestern von Maria Sorg heutzutage mit viel Einsatzfreude fort. Die Missionszeitschrift, die sie zehn Mal im Jahr an Leserinnen und Leser versenden, trägt – wie damals, als Ledóchowska Autorin und Herausgeberin war – den Titel Echo aus Afrika. Freilich werden die Berichte nicht mehr in mühevoller Handarbeit und mit Bleilettern gesetzt. Am Computer richtet Schwester Paula Texte ein, wählt Schlagzeilen und ordnet die richtigen Bilder den Artikeln zu. Ist diese Arbeit getan, geht es an den Versand. Auch dabei ist Schwester Paula federführend. Die einzelnen Zeitschriften steckt sie mit Unterstützung in mehr als 1700 Kuverts. So gelangen Neuigkeiten aus der Mission in Afrika auch 2022 in die Briefkästen der Spender und Abonnenten. Damit nicht genug, mit einer Auflage von 1500 Stück erscheint Afrika für Christus, dazu kommen rund 1500 Zeitungen für Kinder. Produziert wird in Maria Sorg, dem beschaulichen Fleckchen Erde direkt vor den Toren Salzburgs. Beim Rundgang durch das ans Kloster angrenzende Gebäude bleibt Oberin Ursula Lorek in einem Schauraum stehen, in dem sich Druck- und Schreibmaschinen befinden. Ledóchowska und ihre Mitstreiterinnen haben diese einst eigenhändig bedient, um ihr Echo aus Afrika herauszubringen.

Elisabeth Mayer, Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, ist eine treibende Kraft hinter dem Anliegen, die „jüngste“ Selige mit Salzburg-Bezug rund um ihren 100. Todestag am 6. Juli vor den Vorhang zu holen. Mayer, selbst Journalistin, argumentiert: „Sie hat alles auf eine Karte gesetzt und das ,Evangelium der Freiheit‘ in die Welt hinausgetragen – eine Botschaft, auf die viele Menschen heute noch warten. Die Aktualität von Maria Theresia Ledóchowska muss nicht herbeigeredet werden, sie ist ,Patronin‘ für Bewusstseinsbildung, den Einsatz neuer Medien, den Aufbau von Netzwerken und für künstlerische Aktivitäten, die für ihr Anliegen begeistern.“

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