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In einer Höhle am Toten Meer

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Die Söhne des Lichtes — Zeit und Stellung der Handschriften vom Toten Meer. Von Georg M o 1 i n. Verlag Herold, Wien-München. 245 Seiten und eine Karte. Preis 98 S.

Zum Allerbesten, was seit Bekanntwerden dieser Texte veröffentlicht wurde, gehört Molins umfassende Darstellung und wissenschaftliche Einordnung dieses Materials. Zuerst bringt Molin un- kommentierte Uebersetzungen aller bisher veröffentlichten Texte und des sogenannten Damaskusdokuments, das zum Schrifttum derselben Sekte gehört, der die Texte entstammen. Seite 119 bis 186 bietet Molin die eigentliche theologische und religionshistorische Interpretation. Daran anschließend behandelt er im Anhang nochmals und ausführlich das Datierungsproblem sowie das Verhältnis der neugefundenen Texte zum Damaskusdokument, zum Essenismus und zum Neuen Testament.

In allen wesentlichen Fragen kann der Rezensent so gut wie vollständig dem Verfasser zusammen. Die wichtige Frage des Datierungsproblems, das der Angelpunkt für das Verständnis der Texte ist, wurde sorgfältiger behandelt, als es bisher in irgendeiner Veröffentlichung über diesen Fund geschehen- ist. Trotz der Abgewogenheit seines Urteils wagte sich Molin auch an deutliche und bestimmte Aussagen. Gegen diejenigen, die der Sekte ein deterministisches Weltbild zuschreiben wollten, tritt er mit Recht sehr entschieden auf. Seite 123 betont er vollkommen zu Recht, daß nach der Anschauung dieser Sekte weder Vorherwissen noch Vorherbestimmung Gottes die Willensentscheidung der Geschöpfe aufhebt. Zustimmung finden auch Molins Ausführungen Seite 126 und 159, wo er auf die engen Beziehungen zwischen der Angelologie der Sekte und der jüdischen Apoka- lyptik mit der altkanaanäischen Religion und der altorientalischen Weisheit hinweist. Die eschato- logische Grundhaltung der Sekte, die auch ihre besonderen asketischen Maßnahmen erklärt, faßte er Seite 146 treffend in die Worte: „So erscheint die ganze Lebensführung der Sekte immer im Lichte des letzten Tages.”

Seiner Zuordnung der neugefundenen Texte zur Sekte des Essenismus ist grundsätzlich auch zuzustimmen, doch scheint es dem Rezensenten mehr als dem Verfasser, daß der Begriff Essenismus nicht zu stark gepreßt werden darf. Es hat gewiß mehrere essenische Gruppen und Grüppchen gegeben. Der Rezensent zieht daher die Formulierung vor, daß die Texte einer essenisierenden Gruppe zugehört haben dürften. Ein leichter sachlicher Lapsus ist dem Verfasser nur in Anm. 70 unterlaufen, tvo er das Ende der Tannaitenperiode mit 150 n. Chr. ansetzte, die tatsächlich aber erst zu Beginn des 3. Jahrhunderts zu Ende ging. Seite 82 hätte der Verfasser vielleicht auch gut daran getan, zu vermerken, daß das im Habakukkommentar immer wiederkehrende Wort pesher (Deutung) zwar in den hebräischen Teilen des Alten Testaments nur einmal vorkommt, und zwar Joh. 8, 1, doch auch im kurzen aramäischen Stück des Alten Testaments belegt ist, und zwar Dan. 5, 16. Auch ist an der Seite 125 herangezogenen Talmudstelie bei Chag. 12 b neben dem Glauben an die Zweizahl der Himmel auch ein solcher an eine Siebenzahl belegt.

Das Buch als ganzes ist in einem leichten und flüssigen Stil geschrieben. Sowohl der Fachmann als auch der interessierte Laie haben bei seiner Lektüte nicht nur einen beträchtlichen Nutzen, sondern auch einen ästhetischen Genuß, der durch die schöne äußere Aufmachung noch vermehrt wird. Für jeden, der sich um die Zeitumstände des Wirkens Jesu Christi interessiert, ist die Lektüre dieses Buches unerläßlich. Man kann der Forderung des Verfassers uneingeschränkt zustimmen, die er Seite 186 selbst ausspricht: ..Darum sollte man sie (diese Texte) eigentlich jedem Christen in die Hand geben, daß er sie lese und daran lernen könne, wie viel mehr ihm geschenkt ist, weil bei seiner Taufe über ihm der Name Christi genannt worden ist."

Univ.-Doz. Dr. Kurt Schubert

Kinderpredigten. Versuch einer Grundlegung und eine Ausführung. Von Theodor Blieweis. Seelsorgerverlag im Verlag Herder, Wien. 407 Seiten. Preis 57 S.

Kinderpredigten finden viel mehr Beachtung, als man bisweilen annimmt. Auch Erwachsene besuchen mit Vorliebe Kindergottesdienste und erbauen sich am kindertümlicb dargebotenen Wort Gottes. So reich die homiletische Literatur an Predigten für Erwachsene ist. so sehr fehlen gute Vorlagen für Kinuerpredieten. Das Buch kommt daher einem Bedürfnis der Kinderseelsorger nach, die gerne nach dieser Anregung greifen werden.

Im ersten Teil wird eine kurze Theorie der Kinderpredigt geboten, die aus einer jahrelangen Erfahrung des Verfassers als Kinderprediger gewonnen wurde, und daher auf das Praktische gerichtet ist. Der zweite Teil bringt ausgearbeitete Kinderpredigten für alle Sonn- und Feiertage. Der

Verfasser tnacbte.es sich nicht leicht und wählte die einzelnen Episteln zum Thema der Kinderpredigt. Aber gerade dadurch konnte er zeigen, daß es trotz der Schwierigkeit der Texte und der Tiefe der Gedanken möglich ist, schlicht und kin- dertümlich zu bleiben. Die Sprache ist klar und einfach, die Beispiele sind lebendig dargeboten,

doch verdrängt die Lebendigkeit nie den Hauptgedanken.

Zuletzt sei auf einen besonderen Vorzug dieses Buches hingewiesen: aus jeder Zeile ist zu spüren, daß es aus der in der Kirche fortlebenden Kinderliebe des Herrn geschrieben ist.

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