Ingeborg Gabriel: Verständigung zur Verbindlichkeit
In „Ethik des Politischen“ zeigt die Autorin auf: Das Bedürfnis nach allgemeingültigen Werten ist weder unrealistisch, noch naiv. Vielmehr sei in einer globalisierten Welt das Streben nach Orientierung geradezu notwendig.
In „Ethik des Politischen“ zeigt die Autorin auf: Das Bedürfnis nach allgemeingültigen Werten ist weder unrealistisch, noch naiv. Vielmehr sei in einer globalisierten Welt das Streben nach Orientierung geradezu notwendig.
Noch bis vor kurzem hätte ein Grundsatzwerk zu Fragen der politischen Ethik nur wenig Interesse bei einer breiteren Leserschaft geweckt. Das demokratische Gefüge der westlichen Industriestaaten schien nach dem Fall des Eisernen Vorhanges so unverbrüchlich gefestigt, dass es nur mehr eine Frage der Zeit sein konnte, bis sich liberale politische Ordnungssysteme weltweit etablieren würden. Wozu also über etwas räsonieren, dessen offensichtlicher Erfolg ohnehin selbsterklärend ist.
In der aktuellen Situation allerdings stellt sich das ganz anders dar. Denn das Scheitern des Westens in Afghanistan zeigt drastisch auf, dass noch so ambitionierte Versuche der Übertragung des westlichen Modells auf Länder mit fundamental anderen religiösen und machtpolitischen Traditionen zum Scheitern verurteilt sind. Wer gehofft hatte, die Systemkonversion von Ländern des arabischen Raumes und des Nahen Ostens würde sich ähnlich erfolgreich gestalten wie das in der Mehrzahl der ehemaligen „Ostblock“-Staaten der Fall war, muss spätestens jetzt eingestehen, von falschen Annahmen aus-
gegangen zu sein.
Die Verletzbarkeit von gefestigten Demokratien
Dazu kommt die wachsende innere Verletzbarkeit selbst der als gefestigt geltenden Demokratien. Der Sturm auf das Kapitol zu Jahresbeginn steht symbolhaft für eine zunehmende Polarisierung des Klimas zwischen den politischen Parteien, die auch in Europa unter dem permanenten Druck der sozialen Medien vermehrt spürbar wird.
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