Jetzt wissen wir mehr

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Seit dem 13. Juni wissen wir mehr - und jene, die ohnehin immer vorher schon alles gewußt haben, dürfen sich bestätigt fühlen. Wir wissen, daß das Europa-Parlament die Hälfte der Österreicher (aber sogar drei Viertel der Briten) nicht interessiert. Wir wissen, daß vor allem FPÖ-Sympathisanten dieser Wahl gleichgültig gegenüberstanden. Wir wissen, daß es keinen eindeutigen Trend auf Europa-Ebene gibt, daß aber die von Konservativen und Christdemokraten gebildete Europäische Volkspartei erstmals die Sozialdemokraten überflügelt hat und daß auch die Grünen und Liberalen (letztere freilich nicht in Österreich) spürbar zugelegt haben.

Nicht neu ist die Erkenntnis, daß in Österreich die Uhren ein wenig anders gehen. Hier haben die Sozialdemokraten gewonnen, obwohl - oder weil - die von ihnen am meisten plakatierten Personen - die Herren Klima, Blair, Schröder und Martin - allesamt gar nicht für die SPÖ-Delegationsführung in Straßburg und Brüssel vorgesehen waren. Das wußten bisher freilich nur Eingeweihte, jetzt wissen es endlich auch die Wähler und Spitzenkandidat Hans-Peter Martin.

Nun wissen wir auch, was eine aristokratisch-rechtskatholische Partei wie die Christlich Soziale Allianz (CSA) Karl Habsburgs schaffen kann: 1,53 Prozent. Doch Überlegungen, daß die ÖVP mit diesen Stimmen wieder auf Platz 1 gekommen wäre, beruhen nicht auf Wissen über das Wahlverhalten der CSA-Wähler, wenn es keine CSA gegeben hätte, sondern auf reiner Phantasie. Die ÖVP gab jedenfalls ein starkes Lebenszeichen. Ähnliches gilt für die Grünen. In beiden Fällen wissen wir, daß die Personen Ursula Stenzel und Johannes Voggenhuber für ihre Parteien stark gepunktet haben.

Auch daß die EU-Wahl den Nationalratswahlkampf eingeleitet hat, kann niemandem verborgen geblieben sein. Statt des gerade erst angesagten Duells Klima gegen Haider verkünden die Headlines nun ein solches zwischen Klima und Schüssel. Doch über den Ausgang dieses Wahlkampfes wissen wir noch gar nichts. Sicher wird die Wahlbeteiligung deutlich höher sein, und die Demagogie in der Wahlwerbung dürfte noch um einiges kräftiger ausfallen als bei der Europawahl. Deren Bedeutung für Europa sollte trotz der geringen Wahlbeteiligung nicht unterschätzt werden. Für Prognosen für den 3. Oktober ist es aber noch zu früh.

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