Johannes Neuhardt: Dolmetsch, Zeuge, Kritiker
Zum 90. Geburtstag beschenkt Prälat Johannes Neuhardt sich und seine Leserschaft mit einem Essayband über „sein“ Salzburg. Ein Blick in die unerschöpfliche Fundgrube des Domkapitulars und Kirchenhistorikers.
Zum 90. Geburtstag beschenkt Prälat Johannes Neuhardt sich und seine Leserschaft mit einem Essayband über „sein“ Salzburg. Ein Blick in die unerschöpfliche Fundgrube des Domkapitulars und Kirchenhistorikers.
Sollte die Rupert-, Mozart- und Festspielstadt Salzburg vor dem Tribunal der Weltgeschichte jemals einen Anwalt brauchen, sie könnte keinen berufeneren finden als den Stadtbürger, Stadtkenner, ja Stadtversteher Johannes Neuhardt. Wohl niemand kann kundiger von ihr sprechen als er, hat er doch von Geburt an ihre Luft geatmet, ein Lebtag lang ihre Geschichte erforscht und durch sieben Dekaden ihre Öffentlichkeit mitgestaltet: als Konservator und Museumsgründer, KA-Seelsorger und Domherr, Pionier der Telefon-Seelsorge u.v.a.m. – kurzum: als Mann des Geistes und der Tat. Vielleicht aus der Einsicht, dass man sich ab einem hohen Grad an Alter und Weisheit nur mehr selbst beschenken kann, offeriert er sich und uns ein Präsent zum 90er: in Form eines Buches, das mit einer Summa an Einsichten zum reichen Erbe Salzburgs und seiner Gefährdung aufwartet.
Summa an Einsichten über Salzburg
Die gebotene Mixtur ist ungewöhnlich und anregend zugleich: geistes- und kulturgeschichtliche Expertisen, kombiniert mit Erlebnissen und Erkenntnissen des geistig wachen Beobachters der Zeitläufte, gewürzt mit Politik-Schelte fast Bernhard’schen Furors („Genug ist genug“). Am Pranger stehen die Vermarktung und Verscherbelung der Substanz dieser Stadt ebenso wie eine „Verzwergung“ ihrer Verwalter. Ob sich jemand betroffen fühlt? Leichtfüßiger gerät der lange Zug von Kirchen- und Geistesgrößen aus anderthalbtausend Jahren und halb Europa, die in Salzburg Station, Politik und in Kunst gemacht haben. Ihr Erbe ist es, um das Neuhardt bangt. Er teilt es in zwei Tranchen: nördlichste Stadt des Südens; südlichste Stadt des Nordens. Als Scharnier zwischen Schwärmen und Schelten dienen Einsichten zum „Doppelgesicht der Aufklärung“, das sich hierorts gut studieren lässt.
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