Jung sein als Aufgabe

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Der Zukunft ein christliches Gesicht geben: Ein Motto nicht nur für Salesianerprovinzial Wöß. Vor 100 Jahren kamen die Salesianer Don Boscos nach Österreich.

Von Anfang an faszinierte mich der Umgang der Salesianer mit jungen Menschen", erzählt Franz Wöß aus der Gemeinschaft des hl. Franz von Sales, auch "Salesianer Don Boscos" genannt. Als 16-jähriger Lehrling kam Wöß in ein von der Gemeinschaft geführtes Lehrlingsheim in Linz. Dort erfuhr er eine ganzheitliche Betreuung, die sowohl die berufliche Weiterbildung, als auch die Freizeitgestaltung und auch das erste Verliebtsein einschloss. Diese Zeit prägte sein Leben und ließ ihn selbst Salesianer werden. Nach dem Studium der Sozialpädagogik und Theologie wurde Wöß 1971 zum Priester geweiht: "Mit meiner ganzen Tätigkeit möchte ich für junge Menschen da sein und ihre Lebensentwicklung begleiten, so wie ich es selbst damals erlebt habe", meint der heute 62-jährige Wöß, der seit August 2002 Provinzial der Salesianer in Österreich ist.

Um junge Menschen aus ärmeren Verhältnissen in ihrer Persönlichkeitsbildung durch christliche Erziehung zu unterstützen, gründete der italienische Priester Giovanni Bosco in seiner Heimatstadt Turin 1859 die Kongregation der Salesianer. Die Gemeinschaft breitete sich schnell in vielen Ländern aus. Heute sind weltweit 17.100 Salesianer in über 1.800 Niederlassungen im Dienst an jungen Menschen tätig. Vor 100 Jahren kam die Kongregation nach Österreich. Derzeit betreut sie Kindergärten und Schulen, ebenso Schul- und Studentenheime vor allem in Wien.

Fußbälle ohne Kinderarbeit

Fast gleichzeitig mit dem Männerorden entstand durch Maria Domenica Mazzarello, eine enge Vertraute Don Boscos, die Gemeinschaft der Salesianerinnen. Mit rund 16.500 Schwestern ist sie der größte weibliche Orden in der katholischen Kirche.

Die meisten Projekte der Salesianer werden von Brüdern und Schwestern gemeinsam geleitet. In den letzten Jahrzehnten engagieren sich die Salesianer verstärkt für die Straßenkinder in den Ländern der Dritten Welt. Während der Fußball-WM 2002 etwa verkauften sie Fußbälle, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden, und unterstützten mit dem Reinerlös Fußballschulen für Straßenkinder in Ecuador, damit sie Teamgeist und das Einhalten von Regeln lernen.

Salesianische Familie

Mit der Erkenntnis, dass die Laien eine große Bedeutung für die Kirche haben, war Gründer Don Bosco seiner Zeit voraus. Die Gemeinschaft der "Salesianischen Mitarbeiter" entwickelte sich parallel zum Orden: "Heute sprechen wir über die Salesianische Familie', in der jeder gemäß seiner Berufung einen Platz hat", sagt der Provinzial. "Konkurrenzgefühle oder hierarchische Zuordnung zwischen Geweihten und Laien gibt es bei uns nicht."

"Wichtig ist, dass jeder für sich selbst herausfindet, wo er oder sie sich am besten einbringt", meint auch die Salesianische Mitarbeiterin Dagmar Merbaul, "etwa in der Erziehung der eigenen Kinder nach salesianischen Prinzipien oder in der Jugendarbeit der Wohnpfarre". Keiner der Mitarbeiter bekommt vorgeschriebene Aufgaben, über die er dann berichten müsse.

Die Bereitschaft, das Gute in den Anderen zu sehen, begeisterte die heutige Mutter von zwei Kindern, als sie im Teenageralter mit einer Gruppe österreichischer Jugendlicher anlässlich des 100. Todestags von Don Bosco nach Turin fuhr: "Es war ein großartiges Fest mit unvergesslicher Stimmung", erzählt die Psychologin. Seit damals werden solche Feste drei bis vier Mal jährlich auch in den salesianischen Niederlassungen in Österreich organisiert. Merbaul ist dort nicht mehr im Organisationskomitee. Heute gestaltet sie aber zusammen mit anderen Salesianischen Mitarbeitern Kinderspielfeste im Don Bosco Haus in Wien 13. Dazu werden Kinder aus den von Salesianern betreuten Wiener Pfarren Erdberg und Stadlau, aber auch aus Pfarren, wo die Kinder wenig Raum zum Spielen haben, eingeladen: "Diese Feste sind amüsant für die Kinder und auch für die begleitenden Eltern". Anlässlich des Jahres der Bibel ist im März ein Kinderbibelnachmittag geplant.

In jeder salesianischen Niederlassung gibt es eine Gruppe von Laien, die nach einem Vorbereitungsjahr vor dem Provinzial und vor der Gemeinschaft ein Versprechen ablegen, nach den salesianischen Grundprinzipien zu leben und zu arbeiten. Diese schließen ein: Eigenverantwortung, Optimismus, aber auch Sinn für die Realität bei den Begegnungen mit jungen Menschen.

Intercity "Don Bosco"

"Die Mitarbeit der Laien ist besonders im europäischen Bereich sehr wichtig, weil wir - wie viele andere Ordensgemeinschaften - Nachwuchsprobleme haben", stellt Pater Wöß fest. Die Jungen von heute seien die Erwachsenen von morgen; bei ihnen das Gute zu fördern bedeute, der Zukunft ein christliches Gesicht zu geben.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Don-Bosco-Familie in Österreich sind 2003 unter dem Motto "Vor allem für die Jugend" zahlreiche Veranstaltungen geplant. Am 31. Jänner ist der Festtag des 1934 heilig gesprochen Gründers. Einen anderen Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet der Festgottesdienstes mit dem Salzburger Erzbischof und Salesianer Alois Kothgasser am 9. Februar im Schulzentrum der Don-Bosco-Schwestern in Vöcklabruck, der auf ORF 2 live übertragen wird. Zu Pfingsten gibt es im Don-Bosco-Gymnasium Unterwaltersdorf südlich von Wien den Jugendevent "Powered by Spirit". Am 13. September findet in Wien ein "Euro-Bosco-Ball" statt, bevor am 12. Oktober in Linz das "Fest der Don-Bosco-Familie" gefeiert wird.

Und noch bis 14. Dezember gibt es den Intercity "Don Bosco", der im Jubiläumsjahr täglich von Salzburg nach Wien und retour fährt.

Weitere Informationen zum Don-Bosco-Jahr: www.donbosco.at

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