Junge entscheiden Zukunft der Kirche

Jüngst saßen einige Grauköpfe aus innerkirchlichen Reformgruppen Medienvertretern gegenüber, deren Spott nicht zu überhören war: Wie wollen alte Männer die noch älteren Männer, die im Vatikan das Sagen haben, reformieren? Und dann gab es eine andere Pressekonferenz, diesmal eine offizielle der katholischen Kirche in Wien, und die Presse seufzte: „Sehr nette, sehr engagierte, sehr nervöse Mitarbeiter, die, pardon, in der Öffentlichkeit völlig unbekannt sind“, keine Spur aber von Kardinal Schönborn, der sie doch damit beauftragt hatte, für die bevorstehende Delegiertenversammlung zu werben. „Und das soll das wichtigste Projekt der Jahre 2009 und 2010 in der Erzdiözese sein? Wie ernst nimmt sich die Kirche selbst?“

Zwei berechtigte Anfragen, hinter denen das ganze Elend der katholischen Kirche dieses Landes hervorlugt. Die Kirchenleitung hofft auf die unkritische Begeisterung anpassungsbereiter Idealisten, die voll guten Willens, aber ohne Ausstrahlung sind. Sie fühlt sich in dieser Strategie bestärkt durch die Reste der noch konzilsgeprägten Reformer, denen sich die Jungen weitgehend verweigern. „Weil diese mit der Kirche ohnehin zufrieden sind“, reden viele Bischöfe sich und dem Papst wohl ein. Die Wahrheit aber ist viel eher: Weil einer individualisierten, selbstbewussten jungen Generation gleichgültig geworden ist, was eine Institution verkündet, die sich in alle ihre Beziehungen einmischen möchte.

Wenn alles beim Alten bleibt, wird der Schrumpfungsprozess in Sektengröße enden. Zukunft kann letztlich nur von einer jungen Generation gesichert werden, die bereit ist, laut und klar zu sagen, was sie von einer Kirche erwartet. Die Diözesanversammlung ab 22. Oktober und die Enquete der Reformer am 20. November werden beide in Zusammensetzung und Auftreten der Teilnehmer/innen beweisen müssen, dass sie junge Menschen mit loyal-kritischer Kirchengesinnung überhaupt noch erreichen.