Juno Moneta trägt heute Plastik

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Historisches, Anekdotisches, Mystisches, Kluges und Seichtes aus der Welt des Geldes.

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Historisches, Anekdotisches, Mystisches, Kluges und Seichtes aus der Welt des Geldes.

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Geld ist längst nur noch Papier ohne eigenen Wert, doch ist es uns so heilig, dass ihm viele ihre Lebensenergie und Gesundheit, ihre familiären Bindungen und Gefühle opfern. Was sagt der Umgang mit Geld über eine Kultur und wie schauen die Mythen rund ums Geld in anderen Regionen dieser Welt aus? Dieser Frage ist der amerikanische Wirtschaftsfachmann Tad Crawford nachgegangen und er hat bei seinem Streifzug durch Märchen, psychologische Interpretationen und ethnologische Studien viele interessante Details zusammengetragen, die den Hintergrund unseres modernen Umganges mit Geld beleuchten.

Vom chinesischen Hautgeld aus Hirschhaut, von ägyptischem Korngeld, den Kaurischnecken in der Südsee bis zu den ersten Münzen in China und Griechenland, die um 750 vor Christus aus Elektrum, einer Legierung aus Gold und Silber, geprägt wurden, erzählt der Autor genauso wie von Hermes, dem griechischen Gott der Kaufleute und der Diebe, der römischen Göttin Juno Moneta, der "Mutter des Geldes", oder dem unersättlichen König Midas. Dazwischen streut er Geschichten aus der Bhagavad Gita, von weisen Indianern und vom amerikanischen Kampf um die Goldbindung der Währung im vorigen Jahrhundert ein. Viele interessante Details fügt er etwas willkürlich zusammen und verbindet sie mit psychologischen Interpretationen. Das Ganze wirkt streckenweise wie eine Mischung aus Esoterik, Lebensschule für Kapitalisten und Anleitung für Gutmenschen.

Von Geld, das Sorgen bringt, erfahren wir einiges, vom "Horten, das unsere Phantasie und Heilkraft erstickt", von Kindern, die in ihrem Erbteil die vermisste Liebe der Eltern suchen und von amerikanischen Predigern, die den sicheren Weg zur Erlösung an großzügige Spender verkaufen.

Recht interessant sind die Symbole der modernen Welt des Geldes, wie etwa die tempelartige Architektur moderner Bankzentralen, die schon beim Eintreten ehrfürchtiges Staunen hervorrufen, bevor man demütig die Kreditkarte entgegennimmt, ein Siegertyp wie jener antike Krieger, der auf einer davon abgebildet ist.

Während Geld aus Münzen und Scheinen noch immer das "Opfer an Lebenskraft" symbolisiert, das wir für dessen Erwerb erbringen, geht die Strategie der Banken dahin, uns via Internetbuchungen und mit virtuellen Bestellungs- und Zahlungsmodalitäten überhaupt vergessen zu lassen, dass wir für Erworbenes tatsächlich bezahlen müssen. Alles wird zum Spiel, bei dem man - das beweisen die stark frequentierten Schuldnerberatungsstellen - leicht den Überblick über Einnahmen und Ausgaben verliert. Doch das wussten schon die alten Griechen, die in der Gestalt des geflügelten Hermes die Händler und die Diebe ganz innig vereinten.

Das Buch ist trotz mancher etwas banaler esoterischer Ausflüge interessant und teils mehr, teils weniger geschickt aus verschiedenen Werken zusammengeschrieben, wobei die Zitate zum Teil recht originell sind. Wo der Autor in seinen belehrenden Prediger-Stil verfällt ("Wir können Geld als Lupe benutzen, um unser Inneres zu erforschen"), wird's auf eher peinliche Weise amerikanisch.

Das geheime Leben des Geldes Mythen, Symbolik, Rituale - Was der Umgang mit Geld über uns verrät Von Tad Crawford, Conzett Oesch Verlag, Zürich 2000, 270 Seiten, geb., öS 291,-/e 21,15

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